Experteninterviews
2013-12-20

Unsichtbare Zahnspangen - Für wen sind sie geeignet?

Dr. Katalin Schmidmer - Kieferorthopädin München

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Dr. med. dent. Katalin Schmidmer

Kieferorthopädin in München

+49 89 217 666 95

Unsichtbare Zahnspangen (Aligner Technologie)

Veranlassen medizinische Notwendigkeit oder ästhetische Beweggründe einen Patienten zum Tragen einer Zahnspange, so besteht vor allem bei Erwachsenen häufig der Wunsch nach einer unauffälligen Lösung. Die Kieferorthopädie bietet hier unsichtbare Zahnspangen an, deren Eignung im Einzelfall von vielfältigen Faktoren abhängt. Dr. Katalin Schmidmer, Kieferorthopädin in München, klärt im Folgenden über die wichtigsten Fragestellungen rund um die Möglichkeiten und Behandlungsgrenzen von unsichtbaren Zahnspangen im Speziellen und Zahnspangen im Allgemeinen auf.

Der Zweck von Zahnspangen

Zahnspangen verschiedener Art finden Anwendung, um Kiefer oder Zähne langfristig zu regulieren. Häufig dient eine Zahnspange der Korrektur von Zahnfehlstellungen, die sich bei ausbleibender Intervention nicht nur negativ auf das äußere Erscheinungsbild, sondern auch auf die Zahn- und/oder Kiefergesundheit auswirken können. Obgleich Zahnspangen aus Gründen des frühzeitigen Einschreitens vor allem bei Kindern zum Einsatz kommen, dienen sie gleichermaßen auch dem Behandlungsbedarf bei Erwachsenen.

Zahnspangenarten im Überblick

Im Allgemeinen unterscheidet die Kieferorthopädie zwischen festsitzenden und herausnehmbaren Zahnspangen. Herausnehmbare Spangen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht an den Zähnen befestigt sind und dienen der Regulation, Formung und Wachstumsförderung des Kiefers. Die Entscheidung für eine solche lose Zahnspange ist dann medizinisch sinnvoll, wenn der Wechsel zwischen Milchzähnen und bleibenden Zähnen im Gebiss eines jungen Patienten noch nicht abgeschlossen ist. Hat sich das bleibende Gebiss bereits vollständig ausgebildet, können durch eine herausnehmbare Zahnspange im Regelfall keine ausreichenden Behandlungseffekte mehr erzielt werden.

Im Gegensatz zur losen Spange ist die festsitzende Zahnspange mithilfe von Halteelementen (auch als Brackets bezeichnet) an den Außenseiten der Zähne eines Patienten befestigt. Über den Behandlungszeitraum hinweg bezweckt die feste Zahnspange, dass Zähne inklusive derer Wurzeln in ihre biologische Position bewegt werden. Die wahlweise metallene oder keramische Brackets aufweisende Spange findet vor allem bei Patienten mit voll ausgebildetem bleibenden Gebiss Anwendung.

Unsichtbare Zahnspange

Unsichtbare Zahnspangen - Eine geeignete Lösung?

Als unsichtbare Zahnspangen werden solche Spangen bezeichnet, die durch das Gegenüber im Regelfall nicht zu erkennen sind. Ebenso wie bei den klassischen Zahnspangen kann auch hier zwischen losen (Invisalign) und festsitzenden (Incognito auf Basis der Lingualtechnik) Ausfertigungen unterschieden werden.

Die festsitzende unsichtbare Zahnspange Incognito wird mithilfe individuell gefertigter Brackets kieferorthopädisch an den Zahninnenseiten angebracht. Neben dem Vorteil einer hinter den Zähnen verborgenen und damit ästhetisch wirkungsvollen Spangenpositionierung bringt die Lingualtechnik allerdings auch einige Nachteile mit sich: Da die angebrachten Brackets die Zunge auf ungewohnte Weise beschränken, können beispielsweise Beeinträchtigungen der Aussprache auftreten - häufig müssen sich Patienten daher eine korrekte Artikulation neu antrainieren. Auch das soziale Umfeld kann aufgrund einer veränderten Wortformung des Patienten eventuell auf eine durchgeführte kieferorthopädische Maßnahme schließen - ein Umstand, der mithilfe der Wahl einer unsichtbaren Spange ja häufig vermieden werden soll. Die fachgerechte heimische Zahnreinigung der festsitzenden unsichtbaren Zahnspange Incognito stellt sich meist komplizierter dar als bei der klassischen festen Spange. Aufgrund der vergleichsweise aufwendigen Bracketanbringung an den Zahninnenseiten ist schließlich auch mit höheren Behandlungskosten zu rechnen.

Bei einer Korrektur von Zahnfehlstellungen durch die lose unsichtbare Zahnspange Invisalign trägt ein Patient im Behandlungsverlauf wechselnde durchsichtige Plastikschienen. Jede einzelne Schiene wird dabei jeweils auf Grundlage der aktuellen anatomischen Gebissstruktur gefertigt, sodass sich eine schrittweise Zahnregulierung einstellt. Als Kieferorthopädin und Expertin für verschiedene Zahnspangenarten kennt Dr. Katalin Schmidmer sowohl die Vor- als auch Nachteile der Behandlung mithilfe von Invisalign: Bei unkomplizierter Handhabung eignet sich die lose Spange vor allem für ein unauffälliges Erzielen von Korrekturen geringen Ausmaßes (wie etwa das Beheben einer kleinen Zahnlücke im Bereich der oberen Schneidezähne). Da der durch Invisalign erzielte Behandlungserfolg allerdings vorwiegend auf einer Verschiebung von Zahnkronen betrifft, während die entsprechenden Wurzeln ihre Position weitgehend beibehalten, muss das Therapieergebnis mithilfe einer ausreichenden Fixierung geschützt werden. Diese Korrekturbeschränkung auf die Zahnkronen führt nicht selten dazu, dass sich nach umfangreicheren mit Invisalign durchgeführten Behandlungsmaßnahmen die Zähne entsprechender Patienten wieder in ihre ursprüngliche Position verlagern.

Fazit: Jede Entscheidung sollte individuell getroffen werden

Die Entscheidung für oder gegen eine unsichtbare Zahnspange in loser bzw. fester Ausführung muss immer auf Grundlage der individuellen Befundsituation erfolgen. Hierbei gilt es, Vor- und Nachteile unsichtbarer Zahnspangen gegeneinander abzuwägen und die Prioritäten des einzelnen Patienten zu berücksichtigen. Liegt der persönliche Fokus auf der Wahl einer unsichtbaren Lösung zur Behebung von Zahnfehlstellungen, so können kleine Korrekturen oft mithilfe von Invisalign durchgeführt werden. Sind umfangreichere Korrekturmaßnahmen erforderlich, ist die lose Zahnspange häufig weniger gut geeignet. Überwiegt beim Patienten auch im letzteren Fall der Beweggrund der optischen Unauffälligkeit Nachteile wie mögliche Sprachbeeinträchtigungen und höhere Behandlungskosten, kann bei zahnmedizinischer Unbedenklichkeit eine feste Zahnspange auf Basis der Lingualtechnik infrage kommen.

Im vertrauensvollen Dialog zwischen Patient und Kieferorthopäde/-orthopädin kann sicherlich eine Entscheidung für eine individuell geeignete Zahnspangenart erfolgen, die dem medizinisch und/oder ästhetisch bedingten Behandlungsbedarf entspricht.