Die moderne Medizin hilft den Menschen, immer älter zu werden. Das führt zu einem merkwürdigen Phänomen: Zwar fühlen wir uns aufgrund der besseren Allgemeingesundheit innerlich länger jung und dynamisch; nach außen hin verrät unsere Haut aber nur allzu oft, wie viel wir im Laufe unserer Lebensjahre erlebt haben. Dieses sichtbare Alter ist aber eine Erscheinung, die immer mehr Menschen nicht unwidersprochen hinnehmen möchten.
Deshalb entscheiden sich immer mehr Patienten, die Hilfe der ästhetischen Chirurgie in Anspruch zu nehmen. Gerade wenn es um Falten geht, gibt es eine Reihe von minimalinvasiven Methoden, die Erfolg versprechen – dass man nämlich weitgehend so jugendlich aussieht, wie man sich fühlt. Der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und info Medizin Experte für Faltenbehandlungen Dr. med. Jens Baetge von der Nürnberger Klinik erklärt im diesem Beitrag den Ablauf eines solchen minimalinvasiven Stirnlifts.
Falten sind nicht gleich Falten – sie entstehen aus unterschiedlichen Gründen. „Die plastische Chirurgie unterschiedet „aktinische“ und „statische“ Falten sowie „Mimikfalten“. Wenn man sie behandeln will, ist darauf Rücksicht zu nehmen“, erklärt der Experte.
Zu den aktinischen Falten zählen vor allem Trockenheitsfalten. Sie entstehen durch jahrelange UV-Bestrahlung in Solarien und beim ausgiebigen Sonnenbaden. Auch Rauchen und zu wenig Feuchtigkeit begünstigen diese Faltenart. So entstehen im Laufe der Jahre kleine Knitterfältchen, auch „Plisseefalten“ genannt.
Statische Falten hingegen entstehen durch die Schwerkraft. Auch wenn die Gesichtsmuskulatur entspannt ist, verschwinden diese Falten nicht. Ein prominentes Beispiel dafür sind die Nasolabialfalten, also die Falten, die sich vom Rand der Nase bis zu den Mundwinkeln herunter ziehen. Sind sie zu ausgeprägt, sieht man mürrisch oder traurig aus – selbst wenn man gute Laune hat.
Mimikfalten entstehen durch die Gesichtsbewegung. Mimik ist ein Kommunikationsmittel wie Sprache, hinterlässt aber Spuren im Gesicht. Beim Lachen, Schimpfen, oder wenn man traurig ist, verzieht sich unwillkürlich das Gesicht. Auf die Dauer entstehen daraus Falten, vor allem rund um Mund, Augen und Stirn.
Jede Faltenart wird unterschiedlich behandelt. Mimikfalten werden gerne mit Botulinumtoxin, statische Falten dagegen eher mit Fillern wie beispielsweise Hyaluronsäure, Eigenfett o.ä. behandelt. Bei aktinischen Falten helfen oftmals nur eine Laserbehandlung, spezielle Filler oder Medical Needling.
Aber wie genau läuft eine Faltenbehandlung an der Stirn ab? Im Folgenden erklärt Dr. Baetge die Behandlungsschritte einer Faltenbehandlung mit Botulinumtoxin in der Nürnberger Klinik. Die Behandlung von ausgeprägten Stirnfalten (Mimikfalten) mit Botulinumtoxin ist nur ein Beispiel von vielen möglichen.
Botulinumtoxin wird schon seit vielen Jahren in der Medizin verwendet. Es enthält Wirkstoffe, die die Nervenübertragung an die Muskeln hemmen. Gezielt eingesetzt, lässt sich so die Aktivität bestimmter Muskeln reduzieren, was gealterte Haut jugendlich glatt erscheinen lässt.
Übrigens macht sich nicht nur die ästhetische Medizin die Wirkung dieser Substanz zunutze: Botulinumtoxin hat sich auch bei Patienten bewährt, die unter schwerer Migräne leiden. Dort konnten mit einer entsprechenden Behandlung signifikante Verbesserungen der Lebensqualität erzielt werden.
Ein typisches Beispiel für Mimikfalten sind die „Zornesfalten“ im Bereich der Stirn. Das Stirnrunzeln vor dem Computer, Stress in der Arbeit oder im Privatleben und eine rege Mimik führen dazu, dass sich unsere Stirn ab einem gewissen Alter in mehr und mehr Falten legt. In solchen Fällen kann Botulinumtoxin zum Einsatz kommen.
Um übermäßigen Mimikbewegungen entgegenzuwirken, wird an den entsprechenden Stellen eine kleine Menge Botulinumtoxin injiziert. Die muskelhemmende Eigenschaft schränkt die Bewegung in diesen Bereichen leicht ein, das Gewebe kann zur Ruhe kommen, die Stirn erscheint geglättet.
In manchen Fällen hilft auch eine Kombinationstherapie. Tiefe Falten kann man zunächst mit einem Fillermaterial (vor allem Hyaluronsäure) unterfüttern, bevor das Botulinumtoxin zum Einsatz kommt.
„Vor Jahren hatte Botox zuweilen eine schlechte Presse, weil die Behandlungen noch nicht ausgereift waren und vor allem in Amerika überzogene Erwartungen vorherrschten. Heute haben plastische Chirurgen langjährige Erfahrungen mit der Anwendung, so dass im Idealfall die positive Wirkung dezent und wie von alleine eintritt, aber im normalen gesellschaftlichen Miteinander kein Unterschied augenfällig wird. In erster Linie sieht das Gesicht einfach erholt und jünger aus“, weiß Dr. Baetge.
Die Kunst der plastischen Chirurgie besteht darin, Falten ganz spezifisch zu behandeln, individuell abgestimmt auf das ganz persönliche Gesicht.
Deshalb wird in jedem Fall vor der Behandlung ein ausführliches Beratungsgespräch geführt. Die meisten Menschen haben bereits ganz konkrete Vorstellungen. Aufgabe des plastischen Chirurgen ist es, den Patienten zu erläutern, wie natürliche Ergebnisse erzielt werden können und welche Wünsche sich verwirklich lassen.
Hautelastizität, Faltentiefe und Faltenart werden zunächst sorgfältig untersucht. Außerdem spielt die persönliche Vorgeschichte der Patienten eine entscheidende Rolle. Auf Basis aller dieser Informationen kann die beste (Kombinations-)Methode im Einzelfall festgelegt werden.
Teil des Beratungsgesprächs ist selbstverständlich auch der Hinweis auf Risiken und Nebenwirkungen. Damit sich Patienten frei entscheiden können, müssen sie genau über den Ablauf unterrichtet sein.
Ist der Behandlungstag gekommen, werden Patient oder Patientin entsprechend vorbereitet, und die Fillermaterialien und das Botulinumtoxin werden vorsichtig in die desinfizierten Stellen der Haut injiziert.
In den meisten Fällen ist man mit etwas Kühlung und Make-up kurz nach der Behandlung schon wieder gesellschaftsfähig und bereit für den Alltag. Leichte Rötungen und minimale Schwellungen sind aber nicht auszuschließen.
Die Wirkung des Fillermaterials Hyaluronsäure ist oft schon direkt nach der Therapie sichtbar. Botulinumtoxin hingegen braucht, um seine komplette Wirkung zu entfalten, oftmals 10 bis 14 Tage bei Standarddosierung. Falls die Wirkung danach noch nicht vollständig sichtbar ist, kann auch nachdosiert werden. 14 Tage nach der Therapie erfolgt die Nachkontrolle.
Eine Behandlung mit Botulinumtoxin hält ca. 6 bis 8 Monate. Die Wirkung bestimmter Fillermaterialien, wie beispielsweise Hyaluronsäure, kann dagegen bis zu zwei Jahre anhalten. Eine Auffrischung empfiehlt sich hier nach 9 bis 18 Monaten.
Botulinumtoxin ist, in erfahrenen Händen, ein sehr sicheres Medikament. In der ästhetischen Medizin ist die Verabreichungsart so spezifisch und es werden so geringe Dosen verwendet, dass die Verträglichkeit nicht beeinträchtigt wird.
Natürlich sind Nebenwirkungen nie gänzlich auszuschließen. Wird zu viel verwendet, können starre Gesichtszüge, vor allem in der Augenregion, entstehen. Bei einem erfahrenen plastischen Chirurgen sind solche Nebenwirkungen aber äußerst selten zu beobachten. Vorübergehende Schwellungen und Rötungen infolge der Behandlung sind nicht auszuschließen. Durch ausreichende Kühlung und Schonung sind sie allerdings schnell in den Griff zu bekommen.
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