Wer ein Problem zu lösen hat oder sich durch eine unangenehme Situation kämpfen muss, beißt sprichwörtlich die Zähne zusammen. Fast jeder Fünfte nimmt diese Redewendung jedoch wörtlich. Regelmäßiges Zähneknirschen, auch unter dem Fachbegriff “Bruxismus” bekannt, findet überwiegend während des Schlafens statt und bewirkt ein starkes Aneinanderreiben des Ober- und Unterkiefers. Unbehandelt kann Bruxismus auf Dauer zu schwerwiegenden Folgen für Zähne und Kiefer führen. Betroffene sollten daher ärztlichen Rat einholen.
Eine besonders effektive Methode gegen das nächtliche Zähneknirschen stellt die Behandlung mit Botulinumtoxin (kurz: Botox®) dar. Dr. Annette Herold, Spezialistin für die präzise Injektion von Hyaluron und Botulinumtoxin, behandelt erfolgreich anhand ihres einzigartigen Konzepts "Aesthetics Redefined" in ihrer Düsseldorfer Praxis Bruxismus-Patienten. In einem exklusiven info Medizin Interview beantwortet uns die Expertin wichtige Fragen rund um das Thema.
Bruxismus kommt aus dem Griechischen und heißt „Zähneknirschen“. Das bedeutet, dass die Patienten entweder mit den Zähnen wirklich knirschen oder aber – was ich häufiger sehe – die Zähne einfach aufeinander pressen.
Betroffene merken das in der Regel schon – entweder man selbst oder der Partner. Es gibt nicht wenige Patienten, die berichten, dass der Partner davon aufwacht, weil das Pressen oder Knirschen so laut ist. Aber Patienten merken das Knirschen auch an sich selbst. Wenn ein Patient viel knirscht oder presst, dann leidet er häufiger unter Kopfschmerzen und spürt so etwas wie einen Muskelkater in der Kaumuskulatur. Spätestens beim nächsten Zahnarztbesuch wird dieser wahrscheinlich anmerken, dass er Anzeichen des Knirschens sehen kann.
Bei vielen meiner Patienten ist es tatsächlich Stress. Vor allem bei Frauen kommt dies häufig vor. Wobei diese weniger knirschen, sondern eher die Zähne zusammenbeißen. In meine Praxis kommen häufig Frauen, die in Führungspositionen oder in einem verantwortungsvollen Beruf tätig sind und daher unter entsprechendem Stress stehen. Aber auch Patienten, die unter Ängsten leiden, knirschen mit den Zähnen. In einigen Fällen kann auch Alkohol Verursacher des Zähneknirschens sein, doch in der Regel ist es Stress. Betroffene beißen in stressigen Situationen eben im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne zusammen
Ja, das kann tatsächlich vorkommen. Viele entspannen sich auch wieder, wenn sie in den Urlaub fahren oder die stressige Phase vorbei ist und knirschen dann – zumindest in dieser Zeit – nicht mehr mit den Zähnen.
Ja, unbehandelt kann das Zähneknirschen den ganzen Kauapparat stören und den gesamten Muskeltonus durcheinander bringen. Zahnärzte können hier feinste Risse und Abriebspuren an den Zähnen entdecken. Was ich sehen kann, ist dieser extrem angespannte Kaumuskel, der sogar die gesamte Kontur des Gesichtes verändern kann. Diese Folge des regelmäßigen Zähneknirschens sehe ich sehr häufig bei meinen Patientinnen und Patienten. Häufig kommt es vor, dass Patienten zu mir aufgrund eines ganz anderen Anliegens kommen, und ich sie aber auf ihre stark ausgeprägten Kaumuskeln anspreche. Viele denken, ihr Gesicht habe sich im Laufe des Lebens einfach verändert und ist eben etwas breiter geworden. Diese sind dann wirklich sehr überrascht, wenn ich sie frage, ob sie mit den Zähnen knirschen.
Ja, das ist bei den meisten schon sehr deutlich zu sehen. Man sieht sozusagen einen übertrainierten Kaumuskel, der im Extremfall zu einer optischen und funktionellen Dysbalance im ganzen Kauapparat und Gesicht führen kann.
In meiner Praxis in Düsseldorf behandele ich das Zähneknirschen mit Botulinumtoxin. Botulinumtoxin – oder auch Botox® – ist ein Medikament, das die Muskulatur entspannt. Es kann fast an jeder quergestreiften Muskulatur des Körpers eingesetzt werden. So kommt Botulinumtoxin ursprünglich aus dem medizinischen Bereich und nicht – wie viele annehmen – aus der Ästhetik. Bspw. können mit Botox ® Schlaganfallpatienten oder Kindern mit Schiefhals geholfen werden. Doch genauso wirkungsvoll kann man mit Botox® auch die mimische Muskulatur entspannen, um Falten zu reduzieren.
Setzt man Botox® im Kiefer- oder Kaumuskel ein, wird hier eine relativ hohe Dosierung verwendet. Der Muskel erschlafft daraufhin nicht vollständig, sondern er wird etwas relaxiert. Nach der Behandlung kann man also natürlich noch ganz normal essen und kauen. Der Muskel wird gerade so relaxiert, dass das Zähneknirschen aufhört. Injiziert wird das Botulinumtoxin in drei bestimmte Punkte auf jeder Seite der Wange. Hier ist eine genaue Kenntnis der Gesichtsanatomie essentiell, um keine umliegenden Bereiche, wie etwa den Speicheldrüsengang, zu verletzen.
Die Botox®-Wirkung hält etwa etwa 3-6 Monate an. Die Wirkung der Injektionen häufig auch länger, da das zu einer Verkleinerung und damit Abschwächung des Muskels kommt. Die Behandlung kann dann wiederholt werden.
Nein, die Injektion selbst wird von den meisten eher als ein leichter Druck, in seltenen Fällen auch mal Brennen, empfunden. Nach der Behandlung kann es zwischen vier und sechs Wochen dauern, bis der endgültige Effekt, die Verkleinerung des Kaumuskels, abgeschlossen ist. Ich sehe aber auch nach dieser Art der Botox®-Injektion meine Patienten nach 2 spätestens 4 Wochen zu einer Kontrolle wieder, denn das ist der Zeitraum, zu dem ich bereits fühlen kann, wie stark die Muskelkraft zurück gegangen ist.
Mit einer Knirsch-Schiene oder auch Aufbiss-Schiene wird versucht den Verschleiß an den Zähnen zu stoppen. Doch das eigentliche Problem – das Aufeinanderpressen der Zähne – beseitigt solch eine Schiene nicht. Zu mir sind schon viele Patienten gekommen, die ihre Schienen regelrecht „durchgebissen“ haben. Dies sollte jedoch natürlich nicht Sinn und Zweck der Therapie sein. Viel wichtiger ist es hier, dass eine richtige Funktionsdiagnostik erstellt wird, um zu erkennen, wie genau der jeweilige Patient den Kiefer falsch bewegt, um dann daraufhin eine geeignet Therapie zu finden und die Ursache zu beseitigen. Hier ist mir auch ein Austausch mit Ärzten anderer Fachrichtungen, also der Zahnmedizin, aber auch der Physiotherapie wichtig.
Ja, das ist möglich. Ich persönlich verwende jedoch kein Botox® bei Kindern. Kinder knirschen sehr häufig mit den Zähnen, was jedoch während des Wachstumsprozesses und der Entwicklung des Gebisses ganz normal sein kann. Aus diesem Grund wende ich die Botoxbehandlung bei Kindern nicht an. Zähneknirschen bei Kindern oder Jugendlichen kann aber auch, wie bei Erwachsenen, immer ein Zeichen für Anspannung oder Stress sein. Ich würde daher eher einen Physiotherapeuten oder Zahnarzt empfehlen. Ich persönlich behandele generell keine Patienten unter 18 Jahren.
Ja, Botox® kann das Gesicht schmälern. Dies stellt natürlich immer einen sehr positiven Nebeneffekt bei meinen Patienten dar. Viele sind begeistert, wenn sie aufgrund der eigentlich beabsichtigten Bruxismus-Behandlung wieder eine wesentlich schmalere Gesichtskontur haben. Für die gesamte Ästhetik ist es sehr wichtig, dass auch das Gesicht zum Rest des Körpers passt. Zu einer sehr zierlichen Frau etwa passt eben auch kein kantiges bzw. „viereckiges“ Gesicht.
Eine exakte Kenntnis der Gesichtsanatomie ist von essentieller Bedeutung, um eine Botox©-Therapie bei Bruxismus korrekt durchführen zu können. Daher sollte dies nur von erfahrenen Behandlern durchgeführt werden. Ich würde den Patienten daher immer raten, sich einen spezialisierten Arzt, plastischen Chirurgen oder Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgen zu suchen. Wichtig ist auch, sich vorab, etwa auf der Website des Arztes zu informieren, ob dieser über die spezielle Behandlung aufklärt. Zudem sollten Patienten immer direkt beim Arzt nachfragen, wie oft der Arzt diese Behandlungsform durchführt und wie genau er das macht. Dann sollte man als Patient auch ein ganz gutes Gespür dafür bekommen, ob der Arzt der richtige ist.
Frau Dr. Annette Herold ist spezialisiert auf Ästhetische Medizin. Mehr über Frau Dr. Herold und ihre Praxis für Ästhetische Medizin erfahren Sie auf Ihrer Website:
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