Was hilft gegen Zähneknirschen
2016-05-31

Zähneknirschen – Was hilft gegen Bruxismus?

Dr. Benotmane - Schlafmediziner und Allergologe in München

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Dr. Boumediene Kada Benotmane

Schlafmediziner und Allergologe in München

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Aufbissschiene und Botox gegen Zähneknirschen

Nächtliches Zähneknirschen oder das Zusammenpressen der Zähne ist ein weit verbreitetes Phänomen: etwa 30 Prozent der Bevölkerung tut es - Frauen weit häufiger als Männer.

Der medizinische Fachbegriff dafür ist Bruxismus (griechisch „brygmos“ = knirschen). Grundsätzlich ist das Pressen und Knirschen nicht schädlich und dient vielen Menschen als emotionales Entlastungsventil. Die Betroffenen selbst bekommen vom nächtlichen Knirschen und Pressen meistens nichts mit. Doch oft machen die Auswirkungen der nächtlichen Attacken erst sichtbar, dass etwas nicht stimmt. 80 Prozent der Betroffenen sind Frauen zwischen 30 und 45 Jahren.

Wie kann man selbst erkennen, dass man von Bruxismus betroffen sein könnte?

Typische Warnsignale für nächtliches Zähneknirschen sind:

  • Morgendliche Spannungen und Schmerzen im Gesicht, am Kopf, Nacken oder Schultern
  • Kopfschmerzen
  • Kieferknacken
  • Kieferschmerzen
  • Abgeriebene Zähne an Kauflächen und Schneidezahnkanten 
  • Zahnfleischbluten, Zahnfleischrückgang
  • Überempfindlichkeit an Zahnhälsen und Zähnen
  • Risse im Zahnschmelz (die härteste Substanz in unserem Körper!)
  • Gelockerte Zähne

Solche Folgen verwundern nicht, wenn man bedenkt, dass der Druck, der beim nächtlichen Knirschen und Pressen entsteht, das 10- bis 30-fache des normalen Kaudrucks beträgt. Hierbei ist nicht nur die eigene Gesundheit gefährdet, auch der Partner ist in seinem Schlaf beeinträchtigt, wenn er nachts durch laute Knirschgeräusche geweckt wird.

Durch das ständige unbewusste Zähneknirschen und Pressen wird der Kaumuskel (Masseter) ungewollt trainiert, ähnlich wie man durch gezieltes Training die Körpermuskulatur aufbauen kann. Daraus folgt eine Größenzunahme der Masseter-Muskulatur, was wiederum zu einer unerwünschten Veränderung der Gesichtsform führt. Das Gesicht wirkt viereckig und kantig. Es kann sogar sein, dass die Gesichtssymmetrie stark beeinträchtigt ist, weil die Kaumuskulatur einseitig stärker ausgeprägt ist.

Soforthilfe bietet hier eine Aufbissschiene (Aufbissbehelf, im Volksmund auch unter "Knirscherschiene" bekannt) oder Okklusionsschiene. Eine ursächliche Therapie des Zähneknirschens kann die Behandlung mit Botox® bieten. 

CMD - Craniomandibuläre Dysfunktion

Da die Beschwerden bei Bruxismus sehr unspezifisch sind, bleibt dieser oft lange unerkannt oder die Warnsignale werden falsch behandelt. Wird nicht für Entlastung bei der Masseter-Muskulatur gesorgt, kann die permanente starke Anspannung über einen längeren Zeitraum dazu führen, dass sich der Muskel verhärtet. Das Zusammenspiel zwischen Ober- und Unterkiefer wird gestört. Das kann weitreichende Folgen haben, denn Kiefer und Wirbelsäule sind eine Funktionseinheit. Kau- und Rückenmuskulatur stehen im engen Zusammenspiel und beeinflussen sich stark gegenseitig. Der gesamte Bewegungsapparat steht somit im direkten Zusammenhang mit dem Kauapparat. Die daraus resultierenden Schmerzen und Beschwerden im ganzen Körper werden unter dem Begriff Craniomandibuläre Dysfunktion (Cranium = Schädel, Mandibula = Unterkiefer, Dysfunktion = Fehlfunktion) – kurz CMD – zusammengefasst. Das Krankheitsbild der CMD kann sich hinter vielfältigen Symptomen von Kopf bis Fuß verstecken und die eigentliche Ursache wird daher oft nicht erkannt.

Symptome CMD Zähneknirschen

Abb.: Mögliche Symptome einer Craniomandibulären Dysfunktion

Die Gründe eine CMD zu entwickeln sind vielfältig. Die Redewendungen „sich durchbeißen“, „die Zähne zusammenbeißen“ oder etwas „zähneknirschend“ hinnehmen, weisen darauf hin, dass die Bewältigung von Alltagsproblemen, Stress oder ein emotionales Ungleichgewicht bis hin zu Depressionen oder Angstzuständen ursächlich für Bruxismus und CMD sind. Bei Stress und in überfordernden Lebenssituationen kommt es bei jedem Zweiten vor, dass er zeitweise in der Nacht mit den Zähnen knirscht oder presst. Aber nur etwa 10 Prozent der Betroffenen entwickelt dauerhafte Störungen im Kauapparat und damit CMD.

Neben psychischen Gründen können auch Störungen beim Zusammenbiss der beiden Kiefer, also Zahnfehlstellungen, fehlende Zähne, schlecht angepasste Zahnfüllungen, Brücken und Kronen der Grund dafür sein, dass die umliegende Muskulatur in abnormaler Weise beansprucht und belastet wird. Auch ein falsche Körperhaltung, ein Schleudertrauma oder eine Verletzung der Halswirbelsäule können eine CMD hervorrufen. Weitere Ursachen sind Alkohol- und Medikamentenmissbrauch.

Was schafft Hilfe bei Bruxismus und CMD?

Eine Soforthilfe bei Bruxismus (Zähneknirschen) sind einfache Schutzschienen aus transparentem Kunststoff, die Ober- und Unterkiefer auseinanderbringen und so vom Knirschen und Pressen abhalten. In unserer Praxis verwenden wir als Ersttherapie eine sehr dünne, mit Wasser gefüllte Aufbissschiene, die zudem sehr kostengünstig ist. Sie „federt“ das Pressen der Kiefer ab und sorgt dafür, dass Unter- und Oberkiefer so positioniert werden, dass Muskulatur, Zähne und Kiefer entlastet werden.

Hydrostatische Wasserschiene - Aufbissschiene

Abb.: Abbildung und Foto einer hydrostatischen Wasserschiene zur Entlastung des Kiefers bei nächtlichem Zähneknirschen (Bilder zur Verfügung gestellt von der Diagnosepraxis Dr. B. K. Benotmane)

Einen wesentlichen Schritt weiter geht die individuell angepasste harte Okklusionsschiene. Wenn Ober- und Unterkiefer aufeinander ruhen, nennt man das Schlussbissstellung oder Okklusion (lat. occludere = verschließen). Daher werden Aufbissschienen, die man zur Entlastung bei Bruxismus und CMD einsetzt, auch als Okklusionsschienen bezeichnet.

Aufbissschiene

Abb.: Eine harte Okklusionsschiene (Aufbissschiene) mit adjustierter Kauflächengestaltung (Bild zur Verfügung gestellt von der Diagnosepraxis Dr. B. K. Benotmane)

Eine solche Entspannungsschiene mit adjustierter Kauflächengestaltung berücksichtigt die Lage des Unterkiefers im Zusammenspiel von Kaumuskulatur und Kiefergelenken. Sie stellt eine Kieferposition ein, die den Unterkiefer stabilisiert und den Kaumuskel entlastet bzw. eine gleichmäßige Belastung der Kiefermuskeln erreicht. Da sich die Kiefermuskeln mit den Nackenmuskeln und diese mit den Rückenmuskeln im Zusammenspiel befinden, wirkt sich die Okklusionsschiene positiv auf die gesamte Körperstatik aus. Eine Verbesserung oder sogar das Verschwinden der Beschwerden können also durch diese Maßnahme erreicht werden. Um die Wirkung der Okklusionsschiene zu erhöhen, ist es häufig sinnvoll diese mit Physiotherapie und Entspannungsverfahren zu kombinieren.

Dr. Benotmane bietet in seiner Münchner Praxis die individuelle Anpassung und aufwändige Fertigung der Okklusionsschiene in Zusammenarbeit mit einem kieferorthopädischen Speziallabor an.

Was hat Botox® mit Zähneknirschen zu tun?

Ein weitere Möglichkeit zur ursächlichen Behandlung von Bruxismus und CMD ist der Einsatz von Botulinumtoxin oder kurz Botox. Viele kennen Botox als Faltenglätter (mehr dazu: Botoxbehandlung gegen Falten). Dieser Effekt entsteht durch die gezielte Entspannung einzelner Gesichtsmuskeln. Den gleichen Effekt macht man sich bei der Behandlung von Bruxismus mit Botox zu Nutze. Die gezielte Injektion von Botox in den äußeren Kaumuskel entspannt und schwächt den Muskel nachhaltig. Das nächtliche Zähneknirschen und Pressen wird somit unterbunden. Die vorher bestehenden Schmerzen und Verspannungen werden deutlich reduziert oder verschwinden sogar ganz unter der Wirkung des Medikaments - meist innerhalb von 1 bis 2 Wochen. Für schmerzgewohnte Patienten eine deutliche Wohltat und Verbesserung der Lebensqualität. Neben dem medizinisch angezeigten Einsatz von Botox zur Schwächung des Kaumuskels, hat die Therapie den positiven Effekt, dass sich das Gesicht im Bereich des Unterkiefers wieder verschmälert und dadurch wieder weicher, jünger und wohlproportioniert wirkt.

Die Behandlung von Bruxismus mit Botox ist ungefährlich und wird bereits vielfach mit guten Ergebnissen und Erfahrungen angewandt. Das Medikament wird nach einigen Monaten vollständig abgebaut. Die Gefahr einer Gewöhnung oder Abhängigkeit besteht nicht. Da die Kaumuskulatur durch die Behandlung mit Botox lediglich entspannt und geschwächt wird, ist eine Beeinträchtigung beim Essen oder Kauen nicht zu befürchten.

Die Behandlung dauert ca. 15 Minuten. Auf Wunsch kann vorher eine betäubende Salbe aufgetragen werden. In der Regel ist die Injektion wenig schmerzhaft und der Patient kann danach sofort ohne Einschränkungen die Praxis verlassen. An den Einstichstellen können kleinste oberflächliche Blutergüsse entstehen, die aber innerhalb weniger Tage verschwinden.

Das Ergebnis der Behandlung hält ca. 3 bis 6 Monate an. Danach sollte die Behandlung wiederholt werden. Das Botox bewirkt eine langsame Reduzierung von Muskelkraft und Muskeldicke des Kaumuskels, so dass man im ersten Behandlungsjahr mit durchschnittlich 3 Behandlungen rechnen muss, während in den Folgejahren meist 2 Therapiesitzungen ausreichend sind.

Die Kosten der Bruxismus-Therapie mit Botox sind sehr stark abhängig von der Menge des injizierten Präparates und vom Aufwand für den behandelnden Arzt. Dr. Benotmane berät seine Patienten hierzu gerne in seiner Münchner Praxis ausführlich.