Neben Nesselsucht, Nesselfieber und Nesselausschlag werden häufig auch die Namen Quaddelsucht oder Quaddelfieber verwendet. All diese Bezeichnungen beschreiben die selbe Hautkrankheit - in der Fachsprache „Urtikaria“ genannt.
Typisch für die Nesselsucht ist, dass die Veränderungen der Haut plötzlich auftreten und ebenso schnell auch wieder verschwinden. Meist beginnt die Erkrankung mit einer Rötung der Haut. In der Folge bilden sich brennende, stark juckende, weißlich bis blassrot gefärbte Erhebungen auf der Haut, sogenannte Quaddeln. Sie können stecknadelkopfgroß sein, aber auch die Größe einer Handfläche erreichen. Betroffene vergleichen den quälenden Juckreiz mit dem Gefühl als hätte man eine Brennnessel (lateinisch: Urtica) berührt. Dieser Tatsache verdankt die Erkrankung ihren Namen „Urtikaria“.
Weitere äußerst unangenehme Anzeichen der Nesselsucht sind sogenannte Angioödeme - tiefere Hautschwellungen, die weniger juckend, als schmerzhaft sind, da die angeschwollene Haut stark angespannt ist. Bevorzugt treten Angioödeme im Gesicht, am Kopf und am Hals, aber auch an Armen, Händen und Fußsohlen auf, was sie zum schwerwiegendsten Symptom der Nesselsucht macht - tritt ein Angioödem in der Luft- oder Speiseröhre auf, kann es zu lebensbedrohlicher Atemnot kommen. Bei Quaddeln sowie bei Angioödemen handelt es sich um Einlagerungen von Gewebeflüssigkeit in der Haut.
Einzelne Quaddeln bilden sich meist innerhalb von 24 Stunden zurück, können aber an anderen Stellen wieder auftreten. Angioödeme brauchen häufig mehr als 72 Stunden, um völlig zu verschwinden. Klingen die Beschwerden nach wenigen Tagen oder Wochen ab und kehren nicht wieder, bezeichnet man die Krankheit als akute Urtikaria. Kehren die typischen Nesselsucht-Symptome regelmäßig über einen Zeitraum von mehr als 6 Wochen auf, dann spricht man von einer chronischen Urtikaria.
Insbesondere bei der chronischen Nesselsucht führt der permanente Juckreiz bei Nesselsucht-Schüben in der Nacht zu Schlafmangel und Konzentrationsstörungen am Tag. In der Folge kann das zu Schlafstörungen, psychischen Begleiterscheinungen und in Extremfall zu Depressionen führen.
Die Nesselsuch oder Urtikaria ist weltweit eine der häufigsten Hauterkrankungen. Jeder vierte Mensch erkrankt mindesten einmal im Laufe seines Lebens an einer akuten Urtikaria. In Europa leiden ca. 1,3 % der Bevölkerung an chronischer Nesselsucht. Die Urtikaria manifestiert sich am häufigsten zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer. Es gibt Hinweise, dass chronische Nesselsucht durch Hormone beeinflusst wird, was aber bisher nicht ausreichend wissenschaftlich geklärt werden konnte.
Die Ursache liegt hauptsächlich in einer Abwehrreaktion des Immunsystems. Spezielle Wächterzellen im Blut, die sogenannten Mastzellen, sorgen für die vermehrte Ausschüttung des entzündungsfördernden Botenstoffes Histamin. Das Histamin verursacht die Weitung der Blutgefäße. Die Haut rötet sich und schwillt an, was wiederum einen Juckreiz hervorruft. Da die Symptome einer allergischen oder pseudoallergischen Reaktion ähneln, spricht man auch von einer „nicht allergischen Überempfindlichkeitsreaktion“.
Offenbar spielt Vererbung bei Urtikaria keine Rolle. Die Krankheit wird von äußeren Faktoren, wie den oben genannte, unabhängig von der genetischen Veranlagung ausgelöst.
Zunächst muss grundsätzlich in die verschiedenen Formen oder Typen der Nesselsucht unterschieden werden:
Bei der akuten Urtikaria, die meist nicht länger als 6 Wochen anhält und von selbst wieder verschwindet, ist eine (zeit-)aufwändige Suche nach dem Krankheitsauslöser wenig zweckmäßig. Das Hauptziel der Therapie ist die schnelle und effiziente Linderung der Beschwerden.
Können die Nesselsucht-Schübe gezielt ausgelöst werden, spricht man von einer chronisch induzierbaren Urtikaria. Um die Auslöser der Nesselsucht zu identifizieren ist der Arzt auf die Hilfe des Patienten angewiesen, der ein Beschwerdetagebuch führen sollte, in dem er täglich notiert wie lange, unter welchen Umständen (Essen, Trinken, Medikamente, Sport etc.) und wie oft die Beschwerden auftreten. Das Urtikaria-Tagebuch (hierzu gibt es auch spezielle „Nessel-Apps“) hilft dem Arzt den Auslöser zu finden. Zur Routine-Diagnostik gehört ein Differentialblutbild, sowie einige weitere Laborparameter. Da die Symptome der Nesselsucht sehr denen von Allergien und Pseudoallergien (Unverträglichkeiten, Intoleranzen) ähneln, sollten diese zunächst durch geeignete Diagnostik (IgE-Antikörper-Bestimmung) ausgeschlossen werden.
Die Diagnostik gestaltet sich allerdings oft sehr aufwändig und schwierig. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass bislang nur bei jedem fünften Betroffenen festgestellt werden kann, wodurch die Nesselsucht-Schübe ausgelöst werden. Man spricht in diesem Fall von einer chronisch spontanen Urtikaria.
Alle Formen der Urtikaria werden mit Medikamenten behandelt, die die Effekte des Botenstoffes Histamin blockieren. Dies erfolgt standartmäßig durch die Einnahme von Antihistaminika in Form von Tabletten. Auch Gels und Cremes können hilfreich sein und werden äußerlich angewendet.
In der Therapie der chronischen Induzierbaren Nesselsucht, steht das Auffinden und die Beseitigung der Krankheitsursache im Vordergrund. Die beste Linderung besteht in der Vermeidung (Karenz) des individuellen Auslösers. Was im Einzelfall manchmal nicht möglich sein kann.
Falls die Nesselsuch durch einen akuten Infekt ausgelöst wurde, verschwindet sie spätesten 2 bis 3 Wochen nach Abheilung des Infektes. Im Falle eines chronisch wiederkehrenden Infektes, wie z.B. die Entzündung der Rachenmandeln oder der Nasennebenhöhlen steht die erfolgreiche Behandlung des Infekts im Vordergrund.
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