Herr Dr. med. Stefan Zimmermann ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und hat sich in der Privatklinik Ästhetik in Dresden auf operative und kosmetische Schönheitsbehandlungen spezialisiert.
Zu den kosmetischen Behandlungen, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen, gehören unter anderem sogenannte chemische Peelings. Der langjährige Experte kennt sich auf diesem Behandlungsgebiet besonders gut aus und beantwortet im Interview die wichtigsten und interessantesten Fragen dazu.
Hinter dem Begriff des chemischen Peelings steckt eine Behandlung, die auf das Abschälen von Hautschichten bis in eine gewisse Hauttiefe abzielt. Dadurch kann die Haut sich selbst regenerieren und neu aufbauen. Nach diesem Wiederaufbau sieht die Haut deutlich frischer aus als zuvor.
Ja, kosmetische Peelings lassen sich aufteilen in mechanische, physikalische und chemische Peelings. Bei dem mechanischen Peeling werden Cremes oder Lotionen verwendet, denen z.B. etwas Sand oder Salzkristalle beigemischt sind. Durch die Reibung auf der Haut werden die obersten Hornhautzellen abgetragen. Im Gegenzug dringen die Substanzen bei einem chemischen Peeling deutlich tiefer ein, sodass auch die unteren Hautschichten erreicht werden. Damit regt man körpereigene Regenerationsprozesse an und die Haut baut sich aus der Tiefe heraus wieder auf.
Tatsächlich ist das ein sehr altes Verfahren, da das Bedürfnis der Menschen nach schöner und reiner Haut schon immer vorhanden war und ist. Deshalb gehen die ersten Peelingversuche auf unterschiedlichste, jahrtausendalte Kulturen zurück. Die Ägypter benutzten damals beispielsweise verschiedene Tieröle, Salze und Alabaster, um das Hauterscheinungsbild zu verbessern. Die Inder setzten Urin und /oder Bimsstein ein. Um 1900 sind dann verschiedene Fruchtsäuren und sonstige chemische Substanzen auf den Markt gekommen, die man gezielt einsetzen konnte, um die Hautschichten zu einer Erneuerung zu zwingen.
Chemische Peelings lassen sich ebenfalls nochmal in verschiedene Gruppen unterteilen. Auf der einen Seite steht das sogenannte Fruchtsäurepeeling, typische Vertreter sind Glykolsäure, Alpha-Hydroxisäure und die Trichloressigsäure (TCA). Dieser Name kommt daher, da sich die enthaltenen Säuren in geringer Konzentration oft in Obst, beispielsweise in Äpfeln, wiederfinden. Zu der anderen Substanzgruppe gehören die Alkohole, die in unterschiedlichen Zusammensetzungen unterschiedlich tief in die Haut eindringen können, ein typischer Vertreter dafür ist das Phenol.
Die Haut ist in einem Schichtsystem in drei Hauptschichten aufgebaut: Die oberflächliche Hautschicht, Epidermis genannt, erneuert sich ca. alle 4-6 Wochen, indem sie von der Basalzellschicht (eine Art Quellschicht) neue Hautzellen produziert. Diese wandern im Lauf der Zeit durch mehrere Zelllagen immer weiter nach oben an die Hautoberfläche und beenden ihr Dasein als tote Zellschicht (eine Art Abdeckung), dann auch Hornhautzellen genannt. Die mittlere Hautschicht, Dermis genannt, beherbergt hauptsächlich die elastischen Fasern und Haltebänder, die unserer Haut die unverwechselbaren elastischen Eigenschaften vermitteln. Die tiefste Hautschicht ist unser Fettgewebe, Subcutis genannt und dient als Verschiebeschicht, als Puffer und Isolierung.
Bei den Fruchtsäurepeelings unterscheidet man zwischen leichten, mittelschweren und hoch konzentrieren Formen. Mit den leichten Peelings erreicht man ein etwas feineres Hautbild, indem die toten Hornhautzellen abgelöst werden. Die mittelschweren und hoch konzentrierten Peelings dringen dann auch weiter in die obere und mittlere Hautschicht ein, wo sie den Zellverband zum Teil an- und auflösen. Das heißt, vereinfacht dargestellt, diese Hautzellen haben keinen Kontakt mehr zueinander und lösen sich vom restlichen Hautverband ab. Dies erkennt man daran, dass man nach einigen Tagen größere Hautfetzten abziehen kann. Beim Phenolpeeling dringt die chemische Substanz bis in die mittlere Hautschicht und bringt den Körper neben der Abstoßung der fast kompletten oberen Hautschicht auch dazu, neue elastische Fasern und Kollagenstrukturen zu bilden.
Sowohl als auch. Das kommt immer darauf an, was der Patient mit einem chemischen Peeling erreichen möchte. Viele Kosmetikstudios bieten Fruchtsäurepeelings an, die als oberflächliches, leichtes Peeling klassifiziert werden. Die Fruchtsäuren sind in der Regel so konzentriert, dass nur sehr wenige Risiken bestehen. Das bedeutet aber auch, dass ein Erfrischungseffekt der Haut nur bis zu einem bestimmten Grad möglich ist. Wünscht man sich einen besseren Effekt durch eine höhere Konzentration der Säure, kann das Peeling nur von einem Arzt durchgeführt werden.
Das würde ich trennen: Bei Narben und Pigmentstörungen handelt es sich um zwei unterschiedliche Themenkomplexe. Bei Pigmentstörungen ist immer wichtig zu wissen, in welcher Hauttiefe diese liegen. Oberflächliche Pigmentstörungen sind sehr gut durch ein Peeling zu erreichen. Dabei können die Hautzellen, die eine Pigmentstörung verursachen, mit abgetragen werden. Dementsprechend sind tiefer liegende Pigmentveränderungen nur sehr schwer zu erreichen, sodass ein Peeling hier nicht mehr ausreicht. Auch die Ursache der Pigmentstörungen spielt eine große Rolle: Ist diese durch eine zu intensive UV-Bestrahlung (z.B. Sonnenbad oder Solarium) verursacht, kann diese nach einer erfolgreichen Peelingbehandlung bei erneuter Sonnenexposition wiederkommen. Auf der anderen Seite stehen die Narben, bei denen auch in ihrer Beschaffenheit unterschieden werden muss: Akne-Narben lassen sich durch ein mitteltiefes oder tiefes Peeling zwar verbessern, indem die Narbentrichter verkleinert werden. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Narben ganz verschwinden. Habe ich eine großflächige Verbrennungsnarbe im Gesicht, kann ein Peeling in der Regel auch nichts ausrichten, da die Haut an dieser Stelle in ihrer Struktur zerstört ist und sich dementsprechend durch eine Peelingmaßnahme nicht erneuern kann.
Bei einem Enzym-Peeling werden durch Enzyme Eiweißbausteine aufgespalten. Das heißt, man kann in der Regel gerade die oberste Hautschicht, z.B. Hornhaut, erreichen und ablösen, mehr aber auch nicht. Wir empfehlen allen Patienten, die sich an großflächigen Narben stören, deshalb eher eine Laser-Behandlung oder ein Medical Needling, um das Narbenbild insgesamt zu verbessern.
Auch hier muss wieder zwischen den unterschiedlichen Peelings differenziert werden. Die oberflächlichen Peelings, die auch im Handel für den Heimbedarf oder bei der Kosmetikerin erhältlich sind, eignen sich in der Regel für jeden. Eine spezielle Ausnahme bilden schwangere Frauen, die besonders aufpassen sollten, welche Substanzen sie an ihre Haut lassen, da deren Haut durch den Einfluss der Schwangerschaftshormone in jegliche Richtung sehr stark reagiert, wie z.B. mit Pigmentstörungen. Bei den mitteltiefen und tiefen Peelings sollte der Patient eine generelle Grundgesundheit aufweisen und nicht an bestimmten Hauterkrankungen leiden. Auch der Hauttyp stellt einen Faktor dar, der vor einem Peeling unbedingt berücksichtigt werden sollte. Menschen mit einem eher dunklen Hauttyp, die schon von sich aus sehr stark zu Pigmentverschiebungen neigen, sollten generell eher vorsichtig sein, da ihre Haut durch eine solche Behandlung vermehrt Pigmente produzieren kann. Sehr helle Hauttypen neigen nach einem Peeling verstärkt zu Sonnenbrand und müssen sich entsprechend lange und ausreichend vor der Sonne schützen.
Gehen wir davon aus, dass wir von einem mitteltiefen bis tiefen Peeling sprechen. Abhängig vom Hauttyp kann eine gewisse Vorbehandlung notwendig sein. Diese sieht dann so aus, dass der Patient zum einen einige Wochen vor dem Peeling nicht mehr ins Solarium oder in die direkte Sonne gehen sollte. Des Weiteren muss er mit UV-Blockern und Blending-Bleaching-Cremes die Pigmentaktivität der Haut herunterfahren. Es sollte außerdem einige Tage vor dem Peeling eine Herpes-Prophylaxe mittels Tabletten durchgeführt werden, da durch den Stressreiz auf die Haut eine Herpesinfektion bei Virenträgern ausgelöst werden kann. Wurden all diese Vorbereitungen getroffen, kann das Peeling durchgeführt werden. Für die Zeit nach dem Peeling, geben wir jedem Patienten ein individuell angefertigtes Protokoll mit, welchem sie ablesen können, wann sie welche Cremes verwenden sollen. Dazu gehören vor allem UV-Blocker, Blending-Bleaching-Cremes und andere Pflegeprodukte.
In der Regel kann das Peeling problemlos ohne Betäubung durchgeführt werden. Bei den mitteltiefen und tiefen Peelings kann es zu einem leichten Brennen auf der Haut kommen. Dieses hält jedoch nur etwa zwei bis drei Minuten an und wird normalerweise von jedem Patienten gut ausgehalten. Hat man den gewünschten Peeling-Effekt erreicht, wird eine spezielle Salbe aufgetragen, die die Säure sofort neutralisiert und das Brennen augenblicklich unterdrückt. Allerdings greifen manche Patienten zwei bis drei Stunden nach der Peeling-Behandlung dann doch noch auf Schmerzmittel zurück, da die Haut etwas „nachfeuern“ kann.
Zunächst möchte ich einmal erklären, was man unter dem Frosting versteht: Wenn die Säure eine gewisse Hauttiefe erreicht, kann es durch die ablaufenden chemischen Prozesse zu einer vorübergehenden weißen Fleckenbildung auf der Hautoberfläche kommen. Das wird mit dem Begriff „Frosting“ gekennzeichnet. Durch diesen Effekt weiß der Behandler, dass die Säure in einer bestimmten Hautschicht angekommen ist. Das Frosting tritt allerdings nur bei den mitteltiefen und tiefen Peelings auf.
Das Frosting verblasst nach nur wenigen Stunden. Daraufhin ist die Haut erstmal gerötet und der Patient merkt ein leichtes Spannungsgefühl. Wenige Tage später beginnt sich die Haut zu schälen. Hat sich die gepeelte Schicht dann komplett abgelöst, ist man in der Regel wieder voll gesellschaftsfähig und kann auch Makeup nutzen, um sich eventuell wohler zu fühlen. Sprich, man kann sagen, dass man nach einem Peeling, welches ein Frosting erzeugt hat, erst nach vier oder fünf Tagen wieder gesellschaftsfähig ist.
Nach dieser Zeit ist die frische Haut dann erstmal rosig bis rötlich, vergleichbar mit einer Schürfwunde, von der sich in der Abheilungsphase gerade der Schorf gelöst hat. Je nachdem welcher Hauttyp man ist, dauert es zwei bis vier Wochen, bis sich die Haut komplett normalisiert hat. Bei einem Phenol-Peeling spricht man allerdings von zehn bis vierzehn Wochen, bis Patienten ein endgültiges Ergebnis sehen können und die Haut wieder in den „normalen“ Bereich zurückgekehrt ist.
Da das Phenol-Peeling die Haut schon bis zu einem gewissen Grad stresst, können zusätzliche Behandlungsmaßnahmen nicht in derselben Sitzung durchgeführt werden. Möchte man ein Medical Needling oder eine Laserbehandlung durchführen lassen, sollte man eine gewisse Zeit zwischen den jeweiligen Anwendungen verstreichen lassen.
Ja, die sanfteren Peelings lassen sich in derselben Sitzung problemlos mit anderen Behandlungsmethoden kombinieren. In vielen Fällen bietet sich dies sogar an, da ein oberflächliches Peeling die Hornhautschicht entfernt. Daraufhin können die Substanzen, die beispielsweise durch ein Needling unter die Haut gebracht werden sollen, viel besser eindringen und somit effektiver wirken.
Da die Haut nach der Behandlung erstmal sehr trocken und empfindlich ist, sollte man auf ein Makeup setzen, das man schon aus vorheriger Anwendung kennt und keine neuen Experimente wagen. Des Weiteren sollte man seine Haut noch intensiver morgens und abends pflegen, vor allem auf den Feuchtigkeitsgehalt und den UV-Schutz sollte man achten.
Ja, das ist äußerst empfehlenswert. Der behandelnde Arzt wird bei einem Phenol-Peeling dem Patienten einen genauen Behandlungsplan vorgeben, zu welcher Zeit und mit welchem Produkt er die behandelten Hautareale versorgen soll.
Bei einem oberflächlichen und mitteltiefen Peeling sollte man pro Sitzung mit etwa 200 Euro rechnen. Patienten sollten hierfür etwa drei Sitzungen kalkulieren. Da mit dem Phenol-Peeling ein größerer Aufwand und ein stationärer Aufenthalt in unserer Klinik verbunden ist, liegen die Kosten hierfür bei 3000 Euro aufwärts.
Patienten sollten auf jeden Fall mit ein bis zwei Nächten rechnen. Natürlich immer in Abhängigkeit von dem Umfang der Behandlung.
Richtig, es ist mir nicht bekannt, dass die Krankenkasse die Kosten für ein chemisches Peeling übernimmt.
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