Schwermetallvergiftung
2020-01-20

Schwermetallvergiftung: Was Sie darüber wissen sollten

Dr. Benotmane - Schlafmediziner und Allergologe in München

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Dr. Boumediene Kada Benotmane

Schlafmediziner und Allergologe in München

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Experteninterview mit Dr. Benotmane zum Thema “Schwermetallvergiftung”

Gewisse Metalle, wie Eisen und Zink, werden in kleinen Mengen von unserem Körper benötigt und sind normalerweise völlig unbedenklich. Kommen wir mit anderen Schwermetallen in Kontakt oder nehmen diese im Überfluss auf, sammeln sich diverse Stoffe in unserem Körper an und können bis hin zur Vergiftung führen.

Dr. Benotmane ist neben seiner Spezialisierung für Allergologie und Schlafmedizin insbesondere auch Facharzt für Umweltmedizin. In seiner täglichen Praxis beschäftigt er sich unter anderem mit Schwermetallvergiftungen. In unserem Interview haben wir dem Experten die wichtigsten Fragen zur Erkrankung gestellt.

Herr Dr. Benotmane, es fällt schwer, sich unter einer Schwermetallvergiftung ein konkretes Krankheitsbild vorzustellen. Durch welche Symptome äußert sich eine Metallvergiftung?

Bei einer Metallvergiftung sind die Beschwerden vielfältig und oft wenig spezifisch. Sie hängen vor allem davon ab, welches Metall aufgenommen wurde und wie hoch die Konzentration im Körper ist. Folgende Symptome können auf eine Schwermetallvergiftung hinweisen:

- Infektanfälligkeit
- Autoimmunerkrankungen (bspw. rheumatische Erkrankungen, Multiple Sklerose)
- Allergien
- Chronische Entzündungen
- Blutarmut
- Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
- Erschöpfung und chronische Müdigkeit
- Schlafstörungen
- Kopf- und Gliederschmerzen, Schwindel
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
- Schädigung der Leber, Niere und Lunge (z. B. Lungenentzündung)
- Psychische Störungen, Bewusstseinsstörungen, Depressionen

Allerdings treten all diese Beschwerden auch bei anderen Krankheitsbildern auf, weshalb die Schwermetallvergiftung als Auslöser oft außer Acht gelassen wird.

Wenn die Metallvergiftung häufig nicht als Auslöser erkannt wird, besteht dann eine erhöhte Gefahr für die Betroffenen? Kann dies zu Folgeerkrankungen führen?

Von einer direkten Gefahr kann nicht pauschal gesprochen werden. Der Metallvergiftung wird allerdings ein Zusammenhang mit dem erhöhten Risiko für Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Asthma Bronchiale und neurodegenerativen Erkrankungen nachgesagt.

Woher kommen die giftigen Metalle, die von unserem Körper aufgenommen werden? Sprich, was löst die Schwermetallvergiftung aus?

Manche Metalle, wie beispielsweise Zink, Eisen, Kupfer und Nickel, sind lebensnotwendig für unseren Körper, allerdings nur in geringen Konzentrationen. Erhöht sich die Konzentration können sie toxisch auf den Organismus wirken. Im Gegensatz dazu stehen andere Metalle, die unser Körper nicht benötigt und die daher sofort als Gift wirken. Zu diesen Metallen gehören unter anderem Quecksilber, Blei und Cadmium. Potentiell giftige Schwermetalle wirken bereits in geringer Konzentration toxisch auf unseren Körper. Die schädliche Wirkung von Schwermetallen in Kombination mit anderen Giften oder durch mehrere Schwermetalle gleichzeitig kann sich in unserem Körper akkumulieren und die negative Wirkung verstärken. Wie sich diese zeigt kann allerdings sehr unterschiedlich ausfallen und hängt von der individuellen Entgiftungskapazität eines Menschen ab.

Aufgenommen werden die Metalle oft über bestimmte Lebensmittel, wie belastete Pilze, Fisch oder auch mit Blei belastetes Trinkwasser. Auch Nahrungsergänzungsmittel und ayurvedische Arzneien aus Asien können mit Blei oder Quecksilber belastet sein. Außerdem nehmen wir durch die Atemluft Schwermetalle in uns auf, da diese mit Abgasen belastet ist. Eine weitere häufige Ursache sind Amalgam-Zahnfüllungen, die zu oft im Gebiss vorhanden sind. Durch die Reibung beim Kauen lösen sich winzige Amalgamteilchen aus den Füllungen und setzen somit Quecksilber in unserem Körper frei. Es ist zu erkennen, dass die Aufnahmequellen von Schwermetallen vielfältig sind, was es uns erschwert, die genaue Ursache einer solchen Vergiftung zu diagnostizieren.

Die Ursachen einer Schwermetallvergiftung lassen sich offensichtlich nur sehr schwer ausfindig machen. Wie verläuft es denn mit der Diagnose - ist diese ebenfalls kompliziert?

Die Diagnose einer Schwermetallvergiftung können wir in unserer Praxis vornehmen, dabei muss allerdings sehr gründlich vorgegangen werden. Im Patientengespräch stellt der Facharzt umweltmedizinisch relevante Fragen an den Patienten. Diese erstrecken sich von Schlaf-, Wohn- und Arbeitsbedingungen bis hin zu speziellen Ernährungsgewohnheiten. Auch bereits durchgeführte Tests und Laboruntersuchungen können weiter Aufschluss bringen. Wenn die Beschwerden und Symptome sowie die Befunde eine Schwermetallvergiftung nahelegen, sollte ein Schwermetall-Provokationstest durchgeführt werden, um Art und Menge der Schwermetallbelastung zu testen.

Was versteht man denn unter einem Schwermetall-Provokationstest?

Beim sogenannten Dimavaltest, auch DMPS-Test genannt, wird der Chelatbildner DMPS eingesetzt. Dieser bildet mit Schwermetallen wasserlösliche Komplexe, die dann mit dem Urin aus dem Körper ausgeschieden werden. Bei der Durchführung des DMPS-Tests werden zunächst 20 bis 50 ml Urin abgegeben. Anschließend, abhängig vom Körpergewicht, werden einige Kapseln DMPS auf nüchternen Magen verabreicht und daraufhin etwa 150 ml Flüssigkeit getrunken. Nach circa 2 Stunden Wartezeit wird erneut Urin abgegeben. Der standardisierte Schwermetall-Mobilisationstest gibt Aufschluss über die individuelle Schwermetallbelastung. Die Menge von Quecksilber oder anderen Schwermetallen im Urin lässt einen ungefähren Rückschluss über die Gesamtbelastung im Organismus zu.

Bei der Behandlung einer Metallvergiftung ist häufig von einer “Schwermetallausleitung” die Rede. Was kann man sich darunter vorstellen und wie wird diese Behandlung durchgeführt?

Bei der Schwermetallausleitung spricht man auch von einer Chelattherapie, da sie mit Hilfe von sogenannten Chelatbildnern, wie DMPS, DMSA oder EDTA, durchgeführt wird. Der Begriff “Chelat” stammt von dem griechischen Wort “chele” für “Krebsschere”. Gemeint ist, dass diese Substanzen Schwermetall im Körper umklammern oder greifen können. Das so gebundene Schwermetall verändert sich selbst zwar nicht, geht jedoch mit dem Chelatbildner eine enge Verbindung ein und wird damit wasserlöslich. Damit werden die Schwermetalle im Körper mobilisiert, gebunden und aus dem Körper ausgeschwemmt.

Die Behandlung läuft so ab, dass die Chelatbildner dem Patienten als Infusion über die Vene verabreicht werden. Es wird empfohlen zunächst zehn Infusionen durchzuführen. Nach der letzten Infusion wird erneut Urin abgegeben und im Labor auf Schwermetalle untersucht. Die Schwermetallentgiftung wird in der Schulmedizin nur bei schweren Vergiftungen eingesetzt, während zunehmend auch der Standpunkt vertreten wird, dass eine Belastung mit unterschiedlichen Metallen und Schadstoffen sich gegenseitig potenziert und so auch unterhalb der festgelegten Richtwerte Beschwerden auftreten können.

Nach all den interessanten Informationen zur Erkrankung und Behandlung einer Metallvergiftung ist für die Betroffenen sicherlich besonders interessant, ob die Entgiftung von der Krankenkasse bezahlt wird. Können Sie uns dazu mehr verraten?

Die Frage nach der Kostenübernahme können wir leider nicht eindeutig beantworten, da es sehr viele Versicherungen mit unterschiedlichen Leistungen gibt. Die gesetzlichen Versicherungen übernehmen die Kosten erfahrungsgemäß nur selten, so dass sie meist vom Patienten selbst getragen werden müssen. Bei privaten Krankenversicherungen ist es ratsam, sich vorab zu erkundigen. In unserer Praxis erstellen wir unseren Patienten und Patientinnen auch gern vorab einen Kostenvoranschlag.