Knochenaufbau Oralchirurgie
2021-11-03

Knochenaufbau: Ablauf, Materialien, Nachsorge

Dr. Alessandro Riegger, Zahnarzt in Zürich

Infos zum Experten

Dr. Alessandro Riegger

Zahnarzt in Zürich

044 504 58 95

Knochenaufbau: Ablauf, Materialien, Nachsorge

Um eine feste Verankerung eines Zahnimplantates im Kieferknochen gewährleisten zu können, muss dieser über ein bestimmtes Volumen (ausreichende Knochenhöhe und -breite) verfügen. Liegt bei einem Patienten jedoch ein zu geringes Knochenvolumen vor, so schließt dies eine Behandlung mit einem Zahnimplantat nicht aus. Mittels eines Knochenaufbaus kann der Kieferknochen gut für die Einbringung eines Zahnimplantates vorbereitet werden. Meistens werden Knochenaufbauten nicht als alleiniger Eingriff, sondern zusammen mit der Implantat-Insertion durchgeführt. Der Spezialist und erfahrene Zahnarzt Dr. Alessandro Riegger beantwortet uns in unserem exklusiven info Medizin Interview wichtige Fragen rund um das Thema Knochenaufbau.

Herr Dr. Riegger, wann muss ein Knochenaufbau vorgenommen werden?

Ein Knochenaufbau wird durchgeführt, wenn Breite und Höhe des Kieferkammes ungenügend sind, um das Implantat fest zu verankern. In 90% aller Zahnimplantationen müssen (meist kleinere) Knochenaufbauten durchgeführt werden.

Wie genau verläuft ein solcher Knochenaufbau?

Die Behandlung wird in der Regel unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Bei Angstpatienten kommt zusätzlich zur lokalen Betäubung noch eine Lachgassedierung oder ein Vollnarkose zum Einsatz. Für Vollnarkosen haben wir ein Anästhesisten Team, welches sehr erfahren und eingespielt ist.

Bei einem Knochenminderangebot wird die fehlende Knochensubstanz entweder durch eigenen Knochen oder durch andere – meist tierische – Materialien ersetzt.

Als Patient werden sie von uns selbstverständlich sorgfältig präoperativ über die verschiedenen Biomaterialien aufgeklärt. Die meisten Patienten entscheiden sich nicht für ein tierisches, sondern ein humanes Knochersatzmaterial (partikulierter Spenderknochen).

Der Chirurg wählt das passende Knochenaugmentationsverfahren abhängig von der Art des Knochenmangels und der Stelle.

Welche Materialien werden bei einem Knochenaufbau eingesetzt und welches ist wann geeignet?

Es existiert eine große Auswahl an Materialien. So gibt es Knochen von synthetischer oder tierischer Herkunft. Goldstandard ist aber der menschliche Knochen. Dabei kommt eigener Knochen vom Patienten selbst zum Einsatz oder nach Einwilligung des Patienten auch menschlicher Spenderknochen. Wichtig ist, dass der behandelnde Arzt die verschiedenen Möglichkeiten mit dem Patienten bespricht. Nach ausführlicher Information und ärztlicher Aufklärung willigt der Patient ein, welches Material verwendet wird. Für große Knochendefekte ist der Knochenaufbau mit eigenem Knochen oder mit Allografts (menschliche Herkunft) die richtige Wahl.

Nach einem Knochenaufbau muss das Material erst einheilen, bevor das Zahnimplantat eingesetzt werden kann, oder? Falls ja, wie lange dauert diese Heilungsphase und wann kann das Zahnimplantat dann schließlich eingesetzt werden?

Nein. Das hängt von der Menge des vorhandenen Knochens ab. Wenn eine Primärstabilität des Implantates erreicht wird, könnte man den Knochenaufbau gleichzeitig mit der Implantation durchführen. Sonst muss man warten, bis das Knochenwachstum abgeschlossen ist. Das dauert circa 3-4 Monate. Wichtig ist es, dies vor der Implantation mit Hilfe eines Röntgenbildes zu kontrollieren. Es kommen dafür auch 3D-Bilder, sogenannte Volumentomogramme (DVTs) zum Einsatz. Unsere Praxis ist mit einem modernen strahlungsarmen Volumentomogramm ausgestattet und die meisten Eingriffe werden 3D geplant.

Was sollte man nach einem Knochenaufbau beachten? Was darf man essen und wann ist man wieder gesellschaftsfähig und darf Sport treiben?

Das ist sehr unterschiedlich. Grundsätzlich sollte man aber wie nach jedem chirurgischen Eingriff warten, bis die Betäubung nachgelassen hat. So wird vermieden, dass man sich selbst die Wangen oder Lippen durch Beißen verletzt. Bei einem großen Knochenaufbau mit Transplantat (Knochenblock-Verfahren) wird die Entnahme des Knochens an einer separaten Stelle vorgenommen. Dieser Knochenblock wird dann in den Kiefer hinein fixiert, mit oder ohne simultane Implantation. Bei diesem Vorgehen wird oft weiche Kost empfohlen. Diese Eingriffe werden meist unter Narkose durchgeführt – danach sollte der Patient sich erholen und körperliche Anstrengung vermeiden. Wie bei allen chirurgischen Eingriffen ist mit Einschränkungen von bis zu 3 Tagen zu rechnen. Sport sollte ebenfalls mindestens 3 Tage nicht betrieben werden.

Werden die Kosten für einen Knochenaufbau von der Krankenversicherung übernommen?

Die Kosten für den Knochenaufbau werden in der Regel nicht von der Krankenversicherung übernommen. Extreme Knochenverluste/Atrophien allerdings werden von der Versicherung als Krankheit anerkannt. In solchen Fällen bezahlt der Patient dann nur die prothetische Versorgung.

Knochenaufbauten, die durch einen Unfallschaden bedingt sind, werden meist von der Krankenversicherung getragen.