Weizen Getreide Gluten

Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)

Personen mit Zöliakie vertragen kein Gluten, welches in vielen Getreidesorten vorhanden ist. Auf dieser Seite erhalten Sie Informationen über Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapiemöglichkeiten.

Die wichtigsten Infos auf einen Blick

Begriffe Zöliakie, Glutenunverträglichkeit, einheimische Sprue, nicht-tropische Sprue, glutensensitive Enteropathie
Symptome u.a. Durchfall, fettiger Stuhl, Blähungen, fester gespannter Bauch, Gewichtsverlust, Blässe, eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, Kraftlosigkeit, Müdigkeit, Mangelerscheinungen (Vitaminmangel, Eisenmangel)
Diagnose Screeningtest oder Schnelltest, Antikörperbestimmung, Gewebeuntersuchung, Untersuchung der Wirkung von Gluten auf die Symptome
Behandlung Diät / Ernährungsumstellung (Vermeidung von Gluten)

Was ist Zöliakie?

Zöliakie beschreibt eine chronische Erkrankung der Dünndarmschleimhaut. Zöliakie ist bisher nicht heilbar, Betroffene können jedoch Symptome wie Durchfall und Bauchschmerzen reduzieren, indem sie auf Gluten verzichten.


 

Die wichtigsten Infos über Zöliakie / Glutenunverträglichkeit

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Bei der Zöliakie handelt es sich um eine genetisch bedingte Unverträglichkeit von dem in vielen Getreidesorten vorhandenen Gluten. Unbehandelt führt die Glutenunverträglichkeit zu einer chronischen Schädigung der Dünndarmschleimhaut, was wiederum zahlreiche, teilweise schwerwiegende Folgen mit sich bringt. 

Zwar besitzen etwa 30 bis 35 Prozent der Deutschen spezifische Risikogene, die für Zöliakie verantwortlich sind. Allerdings entwickeln nur ca. 2 Prozent das Vollbild der Glutenunverträglichkeit. Der Ausbruch der Erkrankung ist grundsätzlich in jedem Alter möglich. Am häufigsten tritt sie aber zwischen dem 1. und 8. Lebensjahr und im Alter von 30 bis 50 Jahren auf. Frauen sind dabei etwas häufiger betroffen als Männer.

Im Folgenden klären wir Sie über die wichtigsten Informationen rund um das Thema Zöliakie auf.

Was ist Zöliakie / Glutenunverträglichkeit?

Zöliakie beschreibt eine chronisch verlaufende Erkrankung des Dünndarms, die auf einer Unverträglichkeit des Klebereiweißes Gluten beruht. Im Gegensatz zu gesunden Personen führt Gluten bei Betroffenen zu Entzündungen in der Darmschleimhaut, die einen Rückgang der sogenannten Darmzotten bewirken. Verringert sich die Anzahl der Darmzotten, können nicht mehr genügend Nährstoffe über die Darmschleimhaut aufgenommen werden, sodass mit der Zeit Nährstoffdefizite und Mangelerscheinungen auftreten.

Interessant: Tritt die Glutenunverträglichkeit im Kleinkindalter auf, wird sie i.d.R. als “Zöliakie” bezeichnet. Beginnt die Erkrankung erst im Erwachsenenalter wird von der “einheimischen Sprue” oder “Gluten-sensitiven Enteropathie” gesprochen.

 

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Was ist Gluten? 

Gluten (Klebereiweiß) ist ein Stoffgemisch aus Proteinen, das in verschiedenen Getreidesorten vorkommt und u.a. für deren Backfähigkeit sorgt. Das Getreidemehl wird bei der Verarbeitung zu einem klebrigen Teig. Somit verleiht Gluten dem Teig eine geeignete Konsistenz zum Backen. 

Gluten kommt in den folgenden Getreidearten und Weizensorten vor:

  • Weizen
  • Dinkel
  • Roggen
  • Gerste
  • Hafer
  • Einkorn
  • Emmer
  • Kamut® (Khorasan-Weizen)

 

In welchen Nahrungsmitteln ist Gluten enthalten?

Gluten kommt, wie oben aufgelistet, in verschiedenen Getreidearten vor. Aufgrund der Vielzahl an heute verfügbaren Getreideprodukten enthalten zahlreiche alltägliche Lebensmittel ebenfalls Gluten. Da das Klebereiweiß zudem ein guter Träger für Aromastoffe ist, wird es auch in vielen Fertigprodukten, Soßen und Suppen verwendet. Bei Lebensmitteln oder Fertiggerichten mit Weizenstärke sollte ebenfalls davon ausgegangen werden, dass Gluten enthalten ist. 

Nur eine strikte Diät bietet einen sicheren Schutz vor den Beschwerden und vor allem auch vor Spätfolgen. Schon kleinste Mengen an Gluten schädigen bei den Betroffenen die Darmschleimhaut. Sich heutzutage glutenfrei zu ernähren, ist jedoch aufgrund der Vielfalt der verfügbaren Lebensmittel nicht mehr so schwierig. Um die Beschwerden zu verhindern, ist es wichtig, alle Lebensmittel, in denen Gluten enthalten ist, vom Speiseplan zu streichen. Stattdessen können glutenfreie Getreidesorten verzehrt werden.

Glutenfreie Getreidesorten sind u.a.:

  • Amarant
  • Buchweizen
  • Guakernmehl
  • Hirse
  • Johannisbrotkernmehl
  • Kartoffeln
  • Mais
  • Quinoa
  • Reis
  • Soja
  • Tapioka
  • Teff

 

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Was löst die Entzündungsreaktion im Darm aus?

Bei einem gesunden Menschen wird die Nahrung nach der Aufnahme im Dünndarm in ihre Bestandteile zerlegt. Das Gluten wird vom Enzym Gewebstransglutaminase in der Dünndarmschleimhaut gespalten. Der Darm ist hierfür mit zahlreichen Falten, den sogenannten Zotten, ausgekleidet, wodurch sich die Oberfläche der Schleimhaut vergrößert. Dies ermöglicht eine optimale Aufnahme wichtiger Nährstoffe, Vitamine und Mineralien aus der Nahrung. 

Bei Zöliakie-Patienten führt die Aufnahme von Gluten zur Entzündung der Darmschleimhaut, wodurch sich die Zotten zurückbilden, sich die Oberfläche des Dünndarms verringert und die Bestandteile aus der Nahrung nicht mehr genügend aufgenommen werden können. Daraus resultieren die Symptome der Glutenunverträglichkeit. Aufgrund der Entzündung werden in der Folge unterschiedliche Antikörper ausgeschüttet, mit denen die Darmschleimhaut attackiert wird.

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Zöliakie Ursachen

Im Folgenden werden die bekannten bzw. bislang vermuteten möglichen Ursachen für Zöliakie / Glutenunverträglichkeit beschrieben. Dabei ist heute allerdings noch nicht abschließend geklärt, was die genauen Ursachen einer Zöliakie sind. Sehr wahrscheinlich ist es, dass eine Kombination aus genetischer Disposition und äußeren Umwelteinflüssen zur Entstehung einer Glutenunverträglichkeit führt.

Erbliche Faktoren / Genetische Veranlagungen

Als Hauptursache einer Zöliakie gilt die genetische Veranlagung, die zu einer Autoimmunreaktion führt. Gluten löst bei Betroffenen eine Antigen-Antikörper-Reaktion aus, die dem Mechanismus einer Allergie ähnlich ist. Diese genetische Veranlagung kommt bei etwa 30 bis 35 Prozent der gesamten Bevölkerung vor. Hierbei handelt es sich um das Gen HLA-DQ 2, welches bei ca. 90 Prozent der Zöliakie-Patienten vorhanden ist. Fast alle restlichen Zöliakie-Betroffenen besitzen das Gen HLA-DQ8. Allerdings entwickeln lediglich etwa 2 Prozent dieser genetisch veranlagten Gruppe im Laufe ihres Lebens eine Glutenunverträglichkeit – in Deutschland ca. 15 000 Betroffene. Aus diesem Grund ist das bloße Vorhandensein der entsprechenden Gene noch kein Beweis, dass eine Zöliakie vorliegt. Andersherum kann aber bei Nicht-Vorhandensein dieser Gene eine Zöliakie nahezu ausgeschlossen werden. 

Liegt eines der Gene vor haben Betroffene ein etwa 3-fach höheres Risiko an Zöliakie zu erkranken. Zudem haben Familienangehörige ersten und zweiten Grades ein ebenfalls deutlich höheres Erkrankungsrisiko.

Enzymdefekte

Als weiterer möglicher Auslöser für die Zöliakie kommen Enzymdefekte in der Dünndarmschleimhaut infrage. Die Darmwand ist bei einer Gluten-Unverträglichkeit für teilweise verdaute Gluten-Moleküle durchlässig. Dadurch gelangen sie in den Körper und rufen eine Überreaktion des Immunsystems hervor.

Umwelteinflüsse und Ernährung

Umweltfaktoren, insbesondere die frühkindliche Ernährung, scheinen ebenfalls einen Einfluss auf die Entstehung der Zöliakie zu haben. So haben Kinder, die von ihren Müttern bis zum sechsten Lebensmonat gestillt wurden, ein geringeres Risiko an einer Zöliakie zu erkranken. Vermutet wird, dass Muttermilch das Immunsystem stärkt und zu einer Toleranz gegenüber Gluten führt. Zudem sollte die erste Beikost nicht zu große Mengen an glutenhaltigen Lebensmitteln enthalten.

Infektionen

Virale Infektionen und eine veränderte bakterielle Darmflora kommen als weitere mögliche Risikofaktoren infrage.

Autoimmunerkrankungen

Autoimmunkrankheiten, wie Diabetes mellitus Typ 1 (Zuckerkrankheit), autoimmune Schilddrüsenentzündungen, Leberentzündungen (autoimmune Hepatitis) sowie das Turner- oder Down-Syndrom, stehen ebenfalls im Verdacht eine Gluten-Unverträglichkeit zu begünstigen.

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Zöliakie im Kindesalter

Im Kleinkindalter tritt die Erkrankung meist 3 bis 6 Monate nach der Einführung glutenhaltiger Nahrung auf, beispielsweise durch die Ernährung mit Grießbrei. 

Die typischen Zöliakie Symptome bei Kindern sind:

  • Wachstumsstörungen
  • aufgeblähter Leib
  • wiederkehrende Bauchschmerzen 
  • Appetitlosigkeit, aus der ein Gewichtsstillstand oder sogar eine Abnahme resultieren
  • Erbrechen und oftmals Durchfälle mit einem übelriechenden und fettig glänzenden Stuhl

 

Schwerwiegende Folgen

Aufgrund der unzureichenden Nährstoffaufnahme kann es im Verlauf der Erkrankung zu erheblichen Wachstumsstörungen kommen. Typisch für die betroffenen Kinder sind dünne Arme und Beine sowie eine blasse Haut. Die Zöliakie kann zudem zur Unterentwicklung der Zähne und einer Verlangsamung der geistigen Entwicklung des Kindes führen. Eine Glutenunverträglichkeit kann auch Wesensveränderungen nach sich ziehen, die sich bspw. durch Weinerlichkeit und ein mangelndes Interesse am Spielen äußern. 

Die Symptome und ebenso deren Ausmaße variieren zwischen den betroffenen Kindern. Je älter das Kind zu Beginn der Erkrankung ist, desto häufiger zeigt sich auch ein untypischer Verlauf. Dies erschwert die Diagnosestellung erheblich, sodass sie meist sehr verzögert erfolgt. Häufig sind Eisenmangel, erhöhte Leberwerte oder eine verspätete Pubertätsentwicklung Anzeichen für eine atypisch verlaufende Zöliakie.

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Zöliakie im Erwachsenenalter

Bei der Glutenunverträglichkeit von Erwachsenen handelt es sich um das gleiche Krankheitsbild wie bei Kindern. Auch im höheren Alter kann die Zöliakie erstmalig auftreten. So sind viele Betroffene zwischen 30 und 40 Jahre alt, wenn die Unverträglichkeit erstmals entdeckt wird. 

Wie bei Kindern, vergehen auch bei Erwachsenen häufig einige Jahre bis die Zöliakie sicher diagnostiziert wird. Grund hierfür sind in vielen Fällen sehr unspezifische Symptome. Diese sind bei Erwachsenen, verglichen mit Kindern, weniger deutlich ausgeprägt und somit schwieriger einzuordnen. Das Vollbild, das mit Durchfällen, Fettstühlen und einem starken Gewichtsverlust einhergeht, ist bei vielen Erwachsenen eher die Ausnahme. Gastrointestinale Symptome treten bei weniger als 50% der Patienten auf. Erwachsene haben oftmals nur wenig ausgeprägte Beschwerden, obwohl an der Schleimhaut des Dünndarms typische Veränderungen sowie abweichende Blutwerte nachweisbar sind.

Bei solchen atypischen Formen der Zöliakie, können sich folgende Symptome zeigen:

  • Dermatitis herpetiformis Duhring
  • Eisenmangel mit und ohne Anämie
  • Kleinwuchs
  • Zahnschmelzhypoplasie
  • Arthritis und Arthralgien
  • Chronische Hepatitis 
  • Unspezifische Transaminaseerhöhung
  • Osteoporose
  • Neurologische Beschwerden
  • Abortneigung und Infertilität

 

Erst wenn Betroffene eine glutenfreie Diät einhalten, bemerken sie eine Verbesserung. Bei vielen wird die Diagnose erst aufgrund erhöhter Leberwerte oder eines Eisenmangels gestellt.

Meist treten bei erwachsenen Zöliakie-Patienten sehr uncharakteristische Beschwerden auf, zum Beispiel Blähungen, ein leichter Gewichtsverlust, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Auch Symptome an anderen Organen können möglich sein. Hierzu gehören bspw. Unfruchtbarkeit, Zyklusstörungen bei Frauen, Depressionen oder Migräne.

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Zöliakie Symptome: Welche Beschwerden können auftreten?

Die Zöliakie ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern. Die typischen Symptome sind Durchfall, fettiger Stuhl und Gewichtsverlust.

Trotzdem gibt es auch atypische Anzeichen, die es erschweren, eine eindeutige Diagnose zu stellen. Blutarmut (Anämie), Gelenk- und Muskelschmerzen, Osteoporose (Knochenschwund) sowie Unfruchtbarkeit deuten in erster Linie auf andere Erkrankungen hin, können aber ebenfalls durch eine Zöliakie entstehen.

Weitere Symptome, die ebenfalls nicht auf eine Darmerkrankung hinweisen, sind u.a. Entzündungen im Mundraum, Zahnschmelzdefekte, Haarausfall, Zyklusstörungen, Migräneanfälle und Depressionen. All diese Symptome werden meist nicht direkt mit einer Zöliakie in Verbindung gebracht, sodass es zu zahlreichen Fehldiagnosen kommen kann und die Erkrankung dadurch oftmals erst spät erkannt oder falsch behandelt wird.

Typische Symptome einer Zöliakie sind:

  • Durchfälle mit fettigem Stuhl
  • Blähungen
  • Fester, gespannter Bauch
  • Gewichtsverlust
  • Blässe
  • Eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit 
  • Kraftlosigkeit und Müdigkeit
  • Mangelerscheinungen aufgrund der gestörten Nährstoffaufnahme
  • Bei Kindern können zudem Wachstumsstörungen hinzukommen

 

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Ab wann / bei welchen Beschwerden sollte man zum Arzt gehen?

Bei Verdacht auf eine Glutenunverträglichkeit sind Fachärzte für Innere Medizin, Gastroenterologen, Ernährungsmediziner oder Allergologen die richtigen Ansprechpartner. Diese sollten auf Erkrankungen des Verdauungstraktes ausreichend spezialisiert sein. 

Um einen Mangel an Nährstoffen und das Risiko an Folgeerkrankungen zu minimieren, sollte bei den entsprechenden, genannten Beschwerden möglichst frühzeitig ein spezialisierter Arzt aufgesucht werden. Dies gilt beispielsweise für anhaltende oder wiederkehrende Durchfälle und Schmerzen. Zumal diese und weitere der oben genannten Symptome auch auf andere Krankheiten hindeuten könnten.

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Wie wird eine Zöliakie diagnostiziert?

Anamnese

Der Arzt erkundigt sich im Rahmen der Anamnese zunächst über die Beschwerden und eventuelle Vorerkrankungen. Hierbei erfragt er beispielsweise, ob der Betroffene in letzter Zeit häufig an Durchfall oder Bauchschmerzen gelitten und an Gewicht verloren hat, ob Auffälligkeiten an der Haut festgestellt wurden und ob ein Familienmitglied ebenfalls von Zöliakie betroffen ist. Bei Kindern und Jugendlichen wird zudem überprüft, ob Wachstumsstörungen oder eine verzögerte Pubertät vorliegen. 

Körperliche Untersuchung

Nach der ausführlichen Befragung des Patienten folgt die körperliche Untersuchung. Hierbei wird nach Auffälligkeiten im Bereich der Haut und Zunge gesucht. Der Arzt hört zudem zur Überprüfung der Darmgeräusche den Bauchraum mit dem Stethoskop ab. Er tastet und klopft den Patienten ab, um zu ermitteln, ob im Bauch vermehrt Luft oder Flüssigkeit vorhanden sind. Auch Darmverdickungen sind damit feststellbar. 

Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass eine Glutenintoleranz vorliegt, stehen verschiedene Tests und Verfahren zur Verfügung:

Antikörperbestimmung

Bei Vorhandensein einer Zöliakie bildet der Körper bestimmte Antikörper, die mit einem Bluttest nachgewiesen werden können. Es gibt auch sogenannte Screening- oder Schnelltests, die für eine Vordiagnostik geeignet sind. Davor muss durch einen Test ein sogenannter IgA-Mangel ausgeschlossen werden (dieser liegt bei ca. 2 Prozent der Zöliakie-Patienten vor). 

Bei fast allen Zöliakie-Betroffenen ist der Antikörper Gewebstransglutaminase (tTG) vorhanden. Liegt dieser Antikörper vor, ist eine Glutenunverträglichkeit zwar sehr wahrscheinlich, eine endgültige Diagnose kann jedoch nur durch eine Dünndarm-Biopsie erfolgen.

Gewebeuntersuchung / Biopsie

Die Biopsie des Dünndarms kann im Rahmen einer Magenspiegelung stattfinden und dauert etwa 10 bis 15 Minuten. Hierzu wird dem Patienten ein dünner, flexibler Schlauch (Endoskop) mit einer Kamerasonde sowie Werkzeug zur Gewebeentnahme über den Mund bis hin zum Dünndarm geführt. Aus diesem werden mehrere Gewebeproben entnommen und anschließend unter dem Mikroskop auf Entzündungen hin untersucht. Der Eingriff wird meist unter einer leichten Narkose bzw. einem Dämmerschlaf durchgeführt. Fehlen die Darmzotten teilweise oder komplett, spricht dies für eine Zöliakie. Die Dünndarmbiopsie, die vor dem Beginn der glutenfreien Ernährung durchgeführt werden sollte, ermöglicht die Absicherung der Diagnose. Auch bei Kindern ist diese Untersuchung meist erforderlich. 

Der Zustand des Dünndarm-Gewebes wird in verschiedene Kategorien unterteilt:

  • Marsh 0: Normale Dünndarmschleimhaut
  • Marsh 1: Vermehrtes Auftreten von Immunzellen / Lymphozyten
  • Marsh 2: Vertiefung der Zwischenräume zwischen den Zotten (Kryptenhyperplasie)
  • Marsh 3a: Teilweise Rückbildung der Dünndarmzotten
  • Marsh 3b: Annähernd komplette Rückbildung der Dünndarmzotten
  • Marsh 3c: Komplette Rückbildung der Dünndarmzotten

Trotz der einfachen und zuverlässigen Möglichkeiten, die Erkrankung zu erkennen, dauert es im Durchschnitt rund vier Jahre, bis der Betroffene die Diagnose Zöliakie erhält. Durch die fortgesetzte glutenreiche Ernährung steigt das Risiko für weitere Beschwerden und Erkrankungen. 

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Zöliakie Behandlung: Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Die wichtigste Basis der Behandlung bildet die Umstellung der Ernährung. Die Erkrankten müssen lebenslang nach einer glutenfreien Diät leben. 

Gluten wird aufgrund seiner lebensmitteltechnologischen Eigenschaften heute in vielen Lebensmitteln eingesetzt. Zöliakie-Betroffene müssen daher über mögliches “verstecktes” Gluten in verschiedensten Lebensmitteln gut informiert sein, um die strikte Diät einhalten zu können. Dies ist die einzige Möglichkeit, um die Zöliakie bzw. deren Symptome einzudämmen.

Nur wenn Nahrungsmittel mit Gluten vom Speiseplan gestrichen werden, ist es möglich die Beschwerden zu vermeiden und somit auch die Lebensqualität zu erhöhen. Allein durch eine strenge glutenfreie Ernährung kann sich die entzündete Dünndarmschleimhaut wieder regenerieren. Solange diese Diät eingehalten wird, lebt der Betroffene nach einiger Zeit meist beschwerdefrei. Wie schnell sich die Ernährungsumstellung positiv auf die Gesundheit auswirkt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, u.a. vom Schädigungsgrad der Zotten sowie vom Alter des Patienten.

Zu Beginn der glutenfreien Diät sollten Fette nur in geringen Mengen gegessen werden (20 bis 30 Gramm täglich), da die Dünndarmschleimhaut eine gewisse Zeit braucht, um sich wieder vollständig zu regenerieren und Fette uneingeschränkt aufnehmen zu können. Ähnlich verhält es sich auch mit Milchzucker (Laktose). Viele Zöliakie-Patienten leiden aufgrund der Erkrankung ebenfalls an einer (vorübergehenden) Laktoseintoleranz.

Schon bei kleinsten Mengen an Gluten, die dem Körper zugeführt werden, setzt die Schädigung wieder ein. Derzeit gibt es keine andere Möglichkeit, die Zöliakie zu behandeln.

Wichtig: Die Diät sollte immer in Absprache mit einem Arzt eingeleitet werden. Oftmals können Nahrungsergänzungsmittel helfen, um am Anfang der Ernährungsumstellung Mangelerscheinungen auszugleichen. Zu beachten ist, dass auch in Medikamenten, Kosmetik, Mund- und Zahnpflegeprodukten Gluten enthalten sein kann. Nach der Diagnose empfiehlt es sich deshalb, eine professionelle Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen.

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Zöliakie: Wie sind die Aussichten?

Eine Zöliakie beeinflusst die Lebenserwartung der Betroffenen nicht. Dies gilt jedoch nur, wenn konsequent eine glutenfreie Diät eingehalten wird und sich keine Folgeerkrankung entwickelt. Meist gehen die Entzündungsprozesse innerhalb weniger Monate wieder zurück, sodass der Patient praktisch beschwerdefrei ist. In wenigen Fällen liegt eine diätresistente Form der Zöliakie vor, die mit Immunsuppressiva behandelt werden muss. Diese Medikamente drosseln das Immunsystem. Je länger die Zöliakie unbehandelt bleibt, umso höher ist das Risiko, dass sich Folgeerkrankungen entwickeln.

Ist Zöliakie / Glutenunverträglichkeit heilbar?

Nein, die Zöliakie ist bislang nicht heilbar, da es keine ursächliche Behandlung gibt, sondern das Ziel der Therapie darin besteht, die Symptome zu lindern oder im besten Fall zu beseitigen. Die Erkrankung ist chronisch und bleibt ein Leben lang bestehen, sodass die Diät dauerhaft eingehalten werden muss. Die Behandlung der Zöliakie ist bisher ausschließlich durch die Ernährungsumstellung möglich. 

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Was können die Folgen einer unbehandelten Zöliakie sein? 

Nährstoffmangel

Die Zöliakie schädigt im Laufe der Zeit die Dünndarm-Zotten, sodass diese sich nach und nach zurückbilden. Bei einer fortschreitenden Zöliakie sind kaum bis gar keine Zotten mehr vorhanden. Unbehandelt führt die Zöliakie somit zur chronischen Schädigung der Dünndarmschleimhaut. In der Folge können aufgrund der Entzündung im Darm nicht mehr ausreichend wertvolle Nährstoffe wie Eiweiße, Milchzucker, Eisen, Kalzium und wichtige Vitamine (wie Vitamin B12 und Vitamin D) aufgenommen und verwertet werden. Mit der Zeit entstehen diverse Defizite, die weitere Beschwerden und Erkrankungen verursachen können. Die lebenswichtigen Nährstoffe gelangen stattdessen in den Dickdarm, wo sie mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Das kann langfristig zu Mangelerscheinungen wie Eisenmangel oder Knochenschwund führen. 

Dermatitis herpetiformis

Vor allem bei betroffenen Erwachsenen tritt zum Teil ein juckender Hautausschlag auf, meistens am Ellenbogen, den Knien und am Gesäß. Dies ist oftmals ein erster Hinweis darauf, dass eine Zöliakie vorliegt.

Anämie / Blutarmut

Die Zöliakie geht bei rund 40 Prozent der Betroffenen mit einer Anämie (Blutarmut) einher. Der Grund hierfür ist, dass zu wenig Eisen aufgenommen wird. Ein Mangel an Vitamin B12 kann ebenfalls zu einer Blutarmut beitragen.

Osteoporose

Eine schwere Spätfolge der unbehandelten Glutenunverträglichkeit oder einer zu spät eingeleiteten Therapie ist die Osteoporose (Knochenschwund). Bei dieser Knochenstoffwechselstörung liegt beispielsweise ein Mangel an Kalzium und Vitamin D vor. Osteoporose kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen, die von Schmerzen bis hin zu häufigen Knochenbrüchen reichen können. Regelmäßige Bewegung sowie eine ausreichende Kalzium-Zufuhr helfen dabei, der Osteoporose vorzubeugen. Neben Milchprodukten sind weitere kalziumreiche Lebensmittel beispielsweise:

  • Salat
  • Kresse
  • Grünkohl
  • Brokkoli
  • Fenchel
  • Sauerkraut
  • Hülsenfrüchte
  • Sesam
  • Vollkornbrot

Bei Kindern kann es zu den Symptomen einer Rachitis (Knochenerweichung) kommen.

Weitere Folgeerkrankungen

Bleibt die Glutenintoleranz unerkannt oder die Diät wird aus anderen Gründen nicht eingehalten, besteht das Risiko, dass weitere Krankheiten auftreten, zum Beispiel eine Entzündung der Schilddrüse bis hin zu Krebs, beispielsweise Lymphome des Dünndarms oder Adenokarzinome, bei denen es sich um bösartige Tumore des Darm-Drüsengewebes handelt. Einstülpungen, Geschwüre oder Verengungen des Dünndarms können weitere Folgen eines schweren Verlaufs sein. Falls keine Behandlung erfolgt, kann es zudem zu chronischen Infektionskrankheiten kommen. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, schwächt sie letzten Endes den gesamten Körper. 

Zöliakie in der Schwangerschaft

Bei Schwangeren mit einer unbehandelten Zöliakie besteht das erhöhte Risiko einer Frühgeburt.

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Fazit: Kann man mit Glutenunverträglichkeit gut leben?

Die Symptome und der Verlauf einer Glutenunverträglichkeit sind in vielen Fällen sehr unterschiedlich. Die Diagnose wird deshalb leider häufig erst einige Jahre nach dem ersten Auftreten der Krankheitsanzeichen gestellt. Ein Grund dafür ist, dass sich nur selten das Vollbild der typischen Symptome zeigt und Symptome überwiegen, die auf andere Krankheiten hindeuten oder nur leichte Beschwerden verursachen. 

Die Zöliakie begleitet die Betroffenen ihr Leben lang. Unter einer glutenfreien, strikt eingehaltenen Diät verschwinden die Symptome allerdings meist vollständig. Die glutenfreie Ernährung stellt viele zunächst einmal vor Probleme, da sie mit einem großen Einschnitt in die bisherige Ernährungsweise einhergeht. Es ist wichtig, dass sich Betroffene ausführlich mit den Möglichkeiten einer glutenfreien Ernährung vertraut machen. Die einzig wirksame Therapie besteht darin, konsequent auf glutenhaltige Lebensmittel und andere Produkte zu verzichten. Eine weitere Möglichkeit zur Behandlung dieser Autoimmunkrankheit gibt es derzeit nicht.

Doch auch ohne Gluten ist – gerade in unseren Industrienationen – heutzutage eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung gut möglich.

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Dr. Boumediene Kada Benotmane

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Dr. med. Kerstin Dobrikat

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