Das Facettensyndrom beschreibt eine sehr häufige Ursache für chronische Rückenprobleme, die insbesondere die Lendenwirbelsäule betreffen. Die Erkrankung macht sich durch zunehmende Schmerzen im Rückenbereich bemerkbar und bleibt oftmals lange Zeit unbemerkt, da viele Betroffenen die Symptome nicht richtig zuordnen können.
Dr. med. Peter Krause ist Facharzt für Orthopädie und hat sich in seiner Münchner Praxis insbesondere auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der Wirbelsäule spezialisiert. In diesem Interview sprechen wir mit dem Facharzt über das Facettensyndrom (Facettengelenksyndrom, Wirbelgelenkarthrose) und seine Behandlungsmöglichkeiten.
Das Facettensyndrom ist eine der häufigsten Ursachen für chronische Rückenprobleme. Vor allem bei älteren Patienten, die sich über dauerhafte Rückenprobleme beklagen, wird das Facettensyndrom als Ursache festgestellt. Die Erkrankung hat ihren Ursprung in der Lendenwirbelsäule, die aus einzelnen Wirbelgelenkspaaren besteht. Besonders im Alter kann es zu Abnutzungserscheinungen an diesen Wirbeln kommen, was dann erhebliche Schmerzen verursacht.
In jedem Fall sollte man bei chronisch gewordenen Rückenschmerzen einen Arzt aufsuchen. Von chronischen Rückenschmerzen ist dann die Rede, wenn der Schmerz über 3 bis 6 Monate lang anhält und dem Patienten Beschwerden bereitet. In den meisten Fällen ist dann davon auszugehen, dass ein Facettensyndrom vorliegt.
Krankengymnastik wird dem Patienten meist verordnet, um einer eingreifenden, d.h operativen Methode vorerst aus dem Weg zu gehen. Durch die physiotherapeutischen Anwendungen kann der Rücken entlastet und der Schmerz beruhigt werden. Außerdem sorgt die Krankengymnastik dafür, dass die Rückenmuskulatur gestärkt wird.
Schaut man sich die Wirbelsäule an, ist festzustellen, dass manche Personen im Bereich der Lendenwirbelsäule ein Hohlkreuz haben, welches wiederum eine Facettenarthrose fördert. Übungen, die die Wirbelsäule strecken, können helfen, die Gelenke etwas auseinander zu bringen und somit den Druck auf die einzelnen Gelenke zu mindern.
Wenn die klassischen konservativen Maßnahmen nicht zum Erfolg geführt haben, kann man mit lokalen Injektionen entzündungshemmende Medikamente in die Facettengelenke einbringen. Eine Bildkontrolle garantiert die zielgenaue Injektion der sogenannten “Facetteninfiltrationen”.
Wenn das Krankheitsbild noch nicht sehr weit fortgeschritten ist, kann eine Facetteninfiltration tatsächlich eine längerfristige Beschwerdelinderung bewirken. In den anderen Fällen, d.h. wenn die Wirkung nur von kurzer Dauer ist, wird mit dem nächsten Schritt gegen das Facettensyndrom vorgegangen: Mit der sogenannten "Denervierung" lassen sich die Schmerzherde anatomisch auffinden und können mit Kälte oder Wärme letztendlich verödet werden. Bei einer Wärmetherapie spricht man auch von einer sogenannten "Thermokoagulation mittels Radiofrequenz". Diese Stromenergie kann verwendet werden, um die Schmerznerven in den Gelenkkapseln zu beseitigen.
Die klassische Thermokoagulation führt zwar häufig, aber nicht immer, zu einer Schmerzlinderung bis hin zur Schmerzfreiheit. Diese hält jedoch meist nur für ein halbes oder maximal ein Jahr an, da die Schmerznerven wieder nachwachsen können. Ist dies der Fall, kann man Gebrauch von dem neuen “DenerveX®-System” machen, welches für die Behandlung des Facettensyndroms entwickelt wurde.
Das DenerveX®-System verschafft sich über minimale Inzisionen bzw. Schnitte an der Haut Zugang zum jeweils betroffenen Gelenk, an welchem es angebracht wird. Der minimal-invasive Eingriff kann in Vollnarkose oder lokaler Betäubung kombiniert mit einem leichten Dämmerschlaf durchgeführt werden.
Bei dem DenerveX®-System können wir den Nerv nicht nur thermisch vernichten, sondern ihn auch mit einem kleinen, rotierenden Messer "veröden". Hierbei werden Teile der Gelenkkapsel mitsamt des Nervs entfernt. Diese bewusst gesetzte Wunde vernarbt im Anschluss und sorgt so dafür, dass ein Wiedereinwachsen des schmerzweiterleitenden Nervs verhindert wird. Dadurch ist der Behandlungseffekt dauerhaft und der Patient profitiert langfristig von einer Schmerzlinderung oder Schmerzfreiheit.
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