Zahnarztangst kommt häufiger vor, als man denkt. Allein in Deutschland fühlen sich 60 bis 80 Prozent unwohl, wenn sie kurz vor einem Termin bei ihrem Zahnarzt stehen. Einige von ihnen gehen deshalb gar nicht oder nur in ganz unregelmäßigen Abständen zum Zahnarzt - dabei sind besonders die jährlichen Kontrolltermine wichtig, und sollten daher keinesfalls vernachlässigt oder jahrelang vor sich hergeschoben werden.
Herr Dr. med. dent. Martin Desmyttère ist Facharzt für Zahnheilkunde und Master of Science in oraler Implantologie. In seiner Münchner Praxis hat er sich unter anderem auf die Behandlung von Angstpatienten in Vollnarkose spezialisiert. Hier behandelt er Patienten, die alleine beim Gedanken an einen Zahnarzt in Panik geraten und teilweise jahrelang keine Praxis mehr aufgesucht haben.
In diesem Podcast-Interview sprechen wir mit Dr. Desmyttère über seine Erfahrungen, die er speziell mit Angstpatienten gemacht hat.
Grundsätzlich ruft ein Zahnarzttermin bei den meisten Menschen keine große Freude auf und ist immer mit unangenehmen Vorstellung verbunden. Deshalb geht man im Allgemeinen davon aus, dass die Leute Respekt vor dem haben, was beim Zahnarzt passiert. Wir bemühen uns seit Jahrzehnten jedoch außerordentlich intensiv darum, dass sich unsere Patienten bei uns wohlfühlen. Das hat damit zu tun, dass wir eine sehr lockere und entspannte Atmosphäre in der Praxis haben.
Bereits in meiner Assistenzzeit nach dem Studium war ich in einer Zahnarztpraxis tätig, in der Angstpatienten behandelt wurden. Damals hat man jedoch noch keine umfangreichen Bisssanierungen durchgeführt, sondern den Patienten wurden damals noch alle Zähne gezogen und sie bekamen Totalprothesen. Dieses Konzept habe ich nicht übernommen, denn es war immer mein Ziel, die Patienten so zu behandeln, dass sie festsitzende Versorgungen haben. Das bedeutet, dass zumindest Implantate gesetzt werden oder die vorhandenen Zähne so versorgt werden, dass die Patienten wieder ohne Probleme essen, trinken und unter Leute gehen können und sich wohlfühlen. Trotzdem hat mir die Erfahrung damals geholfen, diese Patienten und ihre Situation zu verstehen.
Der Vorteil daran ist folgender: Wir nehmen nicht nur die Weisheitszähne heraus - diese Operationen sind komplexer und schwieriger - wir sind außerdem in der Lage, Füllungen zu machen, Wurzelkanalbehandlungen oder die gesamten kieferchirurgischen Maßnahmen vorzunehmen. D.h., wir können die umfassende Zahnmedizin leisten, die ein Angstpatient in der Regel benötigt.
Die Angstpatienten, die zu uns kommen, erwähnen bereits am Telefon, dass eine Zahnarztangst besteht. Dementsprechend bereiten wir uns auf diese Patienten vor. Das heißt, dass zunächst immer ein Gespräch mit dem Patienten stattfindet, egal, ob es ein Angstpatient oder kein Angstpatient ist. Jeder Patient, der neu zu uns kommt, erzählt mir zunächst seine Geschichte ,während ich mir Notizen mache. Gemeinsam sprechen wir dann über die Ängste, Wünsche und Vorstellungen des Patienten und erst im Anschluss kommt eine Untersuchung infrage. Bei der Untersuchung kommen keine scharfen oder spitzen Instrumente in den Mund. Ich schaue mit einer Lupenbrille in den Mundraum und fotografiere mit einer Spiegelreflexkamera die Zähne. Anschließend wird ein Röntgenbild angefertigt. Aufgrund dieser ersten Unterlagen, die wir von dem Patienten gewonnen haben, unterhalte ich mich mit dem Patienten vor einem Bildschirm und erkläre ihm die Situation. Hier klären wir ab, welche Behandlungsoptionen für den Patienten infrage kommen. Wir bieten immer mindestens drei Alternativen an, damit der Patient in Ruhe überlegen kann, welche Form für ihn infrage kommt.
Das ist eine interessante Frage, da gerade bei Angst immer versucht wird, zu differenzieren. Ich habe keinen Unterschied festgestellt, es kommen sowohl Frauen und Männer als Angstpatienten zu uns in die Praxis. Man muss vielleicht nochmal differenzieren, wann es sich um einen Angstpatienten und wann um einen Zahnarzt-Phobiker handelt. Für den Betroffenen spielt es allerdings keine Rolle, ob er unter einer Phobie oder einer Angst leidet.
Patienten, die Angst haben, nehmen wahrscheinlich immer einmal wieder entsprechende Medikamente. Angstpatienten, die zu uns kommen, wie z.B. besonders starke Zahnarzt-Phobiker, sind im Allgemeinen bereits etwas sediert. Sie haben bereits vorab Valium oder ähnliche Medikamente eingenommen, um den Schritt in die Zahnarztpraxis überhaupt zu wagen. Die Erfahrung in meiner Praxis ist die, dass jeder Angstpatient nach der Behandlung kein Angstpatient mehr war.
Zahnarzt-Angstpatienten waren meist über viele Jahre nicht mehr beim Zahnarzt. Der Grund dafür ist, dass sie wissen, dass es meist mit einer Sitzung nicht getan ist. Sie wissen, dass sehr viel zu tun ist und deshalb gehen sie gar nicht erst zu einem Zahnarzt. Für solche Patienten bietet sich eine Vollnarkose an, um mehrere Behandlungsschritte in einer Sitzung zusammenzubringen. Der Vorteil einer Zahnbehandlung in Vollnarkose ist der, dass einfach mehr machbar ist in kürzerer Zeit. Entscheidend ist, dass diese erste Vollnarkosebehandlung für die Patienten bereits so ein großes Erfolgserlebnis ist, dass viele danach ganz normal zum Zahnarzt gehen können.
Eine Vollnarkose sollte man auf keinen Fall bagatellisieren. Bei uns in der Praxis ist es selbstverständlich, dass der Patient vorher umfassend untersucht wird, alle Kreislauf- und Herzerkrankungen müssen abgeklärt werden. Das heißt, der Patient geht entweder zu seinem Hausarzt oder zu Ärzten, mit denen wir zusammenarbeiten. Erst, wenn wir wissen, dass der Patient eine Vollnarkose verkraften kann, klären wir ab, wie lange wir für eine solche Behandlung brauchen. Manchmal kann es sein, dass man zwei oder drei Vollnarkosen braucht, weil es eine gewisse Obergrenze bei einer ambulanten Vollnarkosebehandlung gibt, die bei maximal sieben Stunden liegt. Üblich sind vier oder fünf Stunden. Wir praktizieren bereits seit mehr als 25 Jahren und haben bisher noch nie ein Problem gehabt, weil die Führung der Vollnarkose bei uns durch einen sehr erfahrenen Anästhesisten durchgeführt wird, mit dem wir seit 20 Jahren zusammenarbeiten.
Richtig, das kann man so sagen. Selbstverständlich ist dieses Thema in den Medien immer wieder präsent. Führt man vor einer Behandlung in Vollnarkose die notwendigen Gespräche und Untersuchungen durch, kann man einem Angstpatienten damit jedoch weiterhelfen. Patienten, die unter Zahnarztangst leiden, können auch in eine Psychotherapie gehen. Diese muss jedoch nicht unbedingt gelingen und führt darüber hinaus zu keinen Verbesserungen im Gebiss. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es manchmal besser ist, wenn sich der Patient unter Vollnarkose die ganz großen Schritte machen lässt und dann mit einem schöneren Gebiss aufwacht. Dieses Erfolgserlebnis ist so viel mehr wert als eine zweijährige Psychotherapie.
Dieses Phänomen wird anerkannt. Es gibt bei den gesetzlichen Krankenkassen klare Richtlinien, die dazu führen, dass die Krankenkasse einen Teil dieser Anästhesiekosten übernimmt. Bei den Privatversicherungen ist es ebenfalls so. Es ist allerdings zu empfehlen, dass sich ein Patient, der unter einer Zahnarzt-Phobie leidet, ein Attest von einem Psychotherapeuten geben lässt.
Ich erinnere mich an einen Fall: einen sehr erfolgreichen mittelständischen Unternehmer, der mit mehreren Filialen sehr erfolgreich in Oberbayern wirtschaftet, sich aber 20 Jahre lang nicht unter Leute begeben hat. Er ist immer in sein Ferienhaus gefahren, um möglichst nicht unter Leute zu geraten, hat das alles seine Mitarbeiter machen lassen. Bis seine Ehefrau irgendwann zu ihm meinte, dass er das jetzt anpacken soll. Die Tochter hat dann im Internet recherchiert und unsere Praxis gefunden. Als er zu uns in die Praxis kam, war er sehr skeptisch und ängstlich, hat schließlich aber doch eine Behandlung durchführen lassen. Dabei ging es um eine festsitzende Versorgung von Ober- und Unterkiefer mit einigen Implantaten. Nach dieser Behandlung war er wie ein neugeborener Mensch: die Beziehung zu seiner Frau und zu seine Familie verbesserte sich nicht nur durch den Eingriff, er wurde darüber hinaus sogar noch erfolgreicher mit seinem Unternehmen.
Absolut. Viele Leute haben ja bereits ein Problem, wenn ihnen ein kleines Stück Zahn vorne abgebrochen ist. Jetzt muss man sich mal vorstellen: Angstpatienten haben zum Teil so schlechte Zähne, dass es sie unheimlich im Alltag behindert. Im Mund sieht es teilweise so katastrophal aus, dass die Leute nur mit vorgehaltener Hand sprechen. Bei einer unserer Patientinnen war die Angst so groß, dass sie ihre Zähne sozusagen komplett verrotten ließ. Darunter litten sämtliche Beziehungen, da sie nirgendwo mit hingehen konnte. Wir haben ihre Zähne komplett saniert und heute ist sie ein völlig anderer Mensch.
In den Videos erzählen zwei Angstpatienten, wie die Beratung & Behandlung bei Dr. Desmyttère ablief und sie ihre Zahnarztangst schließlich überwunden haben:
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