Bei der mikrochirurgischen Refertilisierung wird der Samenfluss ausgehend von den beiden Hoden über die Nebenhoden und dann letztendlich durch die Samenleiter wiederhergestellt. Hierbei werden mit Hilfe eines Operationsmikroskopes mit einer aufwändigen Nahttechnik entweder die beiden Samenleiterenden miteinander verbunden (Vaso-Vasostomie) oder das zur Harnröhre führende Samenleiterende wird direkt mit dem Nebenhoden (Tubulo-Vasostomie) verbunden.
Leider bietet diese Operation keinen Garantieerfolg. In den Händen eines geübten Operateurs sind die Schwangerschaftsraten allerdings sehr vielversprechend, was dazu führt, dass viele Paare durch dieses Verfahren ihren Kinderwunsch verwirklichen können.
3 % der sterilisierten Männer bereuen es, dass sie bei sich eine Vasektomie haben machen lassen. Die Hälfte dieser Männer entscheidet sich, diesen Eingriff wieder rückgängig zu machen. In über 90 % der Fälle liegt eine neue Partnerschaft vor und daraus resultiert ein erneuter Kinderwunsch.
Mit einer OP-Frequenz von 2-3 Refertilisierungen pro Woche habe ich in den letzten Jahren mehrere hundert Refertilisierungen durchgeführt.
Die Erfolgsraten sind abhängig von der Dauer der zurückliegenden Sterilisation. In den ersten 3 Jahren nach der Vasektomie liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die operierten Männer wieder Spermien in der Samenflüssigkeit haben werden (Durchgängigkeitsrate), bei 90 %, die Schwangerschaftsrate bei 70-80 %. Nach 15 Jahren liegt die Durchgängigkeitsrate bei 70 % und die Schwangerschaftsrate bei 30 %.
Grundsätzlich kann bei jedem Mann eine Refertilisierung durchgeführt werden. In äußerst seltenen Fällen kann es vorkommen, dass die Operation abgebrochen werden muss. Dies wäre z.B. der Fall, wenn bei der Vasektomie zu viel Samenleiter entfernt wurde und dadurch die entstandene Lücke zu groß für eine Refertilisierung ist.
Die Patienten kommen vor der Operation (spätestens am Tag vorher) in die Praxis. An diesem Termin werden das Aufklärungsgespräch und einen kurze körperliche Untersuchung durchgeführt. Dem Patienten wird anhand einer Zeichnung das Prinzip der Refertilisierung erläutert, gleichzeitig wird der Ablauf des OP-Tages besprochen. Außerdem kläre ich den Patienten über mögliche Risiken und Komplikationswahrscheinlichkeiten während und nach dem Eingriff auf.
Außer einer körperlichen Untersuchung sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich.
Wie schon erwähnt, sinkt die Erfolgswahrscheinlichkeit mit der Dauer der zurückliegenden Vasektomie. Dennoch empfehle ich, selbst mehrere Jahre nach der Vasektomie, einen Therapieversuch mit der Refertilisierung vorzunehmen.
Bei der Refertilisierung muss man zwischen der Vaso-Vasostomie (VVS, beide Samenleiter werden miteinander verbunden) und der Tubulo-Vasotomie (TVS, der Samenleiter wird direkt mit dem Nebenhoden verbunden) unterscheiden. Bei der VVS wiederum gibt es ein zweischichtiges und ein dreischichtiges Nahtverfahren. Ich führe das dreischichtige Verfahren durch, da hier statistisch bessere Erfolgsraten erzielt werden. Falls sich während der OP herausstellt, dass bereits im Nebenhoden ein Verschluss existiert, muss der Samenleiter direkt mit einem sehr zarten Nebenhodenkanälchen verbunden werden. Auch diese Tubulo-Vasostomie führe ich bei Bedarf durch.
Die Patienten kommen am OP-Tag nüchtern (d.h. 6 Stunden vorher nichts essen/trinken/rauchen) in die Praxis. Der Eingriff erfolgt ambulant in Vollnarkose und dauert ca. 2-2,5 Stunden. Nach weiteren 2-3 Stunden im Aufwachraum dürfen die Männer dann in Begleitung wieder nach Hause.
Die Komplikationsrate bei der Refertilisierung ist sehr gering. Dennoch muss ich meine Patienten über eine mögliche Blutung, Nachblutung und ein Infektionsrisiko aufklären.
Von richtigen Schmerzen kann nicht wirklich die Rede sein. Die Patienten berichten eher über ein Ziehen im Hodenbereich mit Ausstrahlung in die Leistenregion.
Nach der OP sollte sich der Patient für 3-4 Tage komplett körperlich schonen. Das heißt, zu Hause bleiben und überwiegend ruhen und liegen. Anschließend kann eine moderate körperliche Belastung (zum Beispiel Büroarbeit) aufgenommen werden. 3 Wochen nach dem Eingriff empfehle ich meinen Patienten, auf Sport und Geschlechtsverkehr zu verzichten.
Duschen ist nach 3 Tagen erlaubt. Auf Vollbäder oder Schwimmbad und Sauna sollte über einen Zeitraum von 3 Wochen verzichtet werden.
Die erste Spermakontrolluntersuchung wird 3 Monate nach der OP empfohlen.
Ja, auch eine erneute Sterilisation ist nach einer Refertilisierung wieder möglich.
Bei mir in der Praxis muss der Patient mit Kosten in Höhe von 3500 Euro bis 3800 Euro rechnen. Die Kosten werden in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen und sind daher vom Patienten selbst zu tragen.
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